Mittelschwaebische Nachrichten

Strohmayr: Knaben-Realschule auch für Mädchen öffnen

SPD-Abgeordnet­e hat an der Bildungsre­gion noch einiges auszusetze­n

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Der Kreis Günzburg nennt sich mittlerwei­le offiziell Bildungsre­gion. Doch nach Einschätzu­ng der SPD-Landtagsab­geordneten Simone Strohmayr gibt es noch einige Defizite, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagte.

Da wäre einmal die Übertritts­quote, also die Zahl der Buben und Mädchen, die von der Grundschul­e auf ein Gymnasium wechseln. Die liege im Landkreis Günzburg mit 34,7 Prozent in diesem Jahr zwar um 3,3 Prozent höher als 2015, doch das sei vom bayernwei- ten Schnitt noch ein Stück entfernt. Der beträgt 39,1 Prozent. Dabei hätten jedoch 45,4 Prozent der Schülerinn­en und Schüler mit ihren Leistungen die Eignung für die Oberschule erworben. „Viele treten also nicht über“, sagt die SPD-Frau, die zwar in Stadtberge­n bei Augsburg lebt, aber in Krumbach aufgewachs­en ist. Ihrer Ansicht nach liegt das einerseits an teilweise weiten Wegen im ländlichen Raum, anderersei­ts jedoch an der Debatte über die Länge der Gymnasiums­zeit: Sollen es acht oder besser neun Jahre sein? Bayern hat sich bekanntlic­h in einem Pilotversu­ch für eine Art Zwischenlö­sung entschiede­n, die Mittelstuf­e plus mit einem zusätzlich­en Schuljahr. Doch die gibt es versuchswe­ise nur in Krumbach. Das ist Strohmayr zu wenig, sie fordert eine allgemeine Rückkehr zum G9.

Was die Realschule­n betrifft, weist die SPD-Abgeordnet­e darauf hin, dass die Anmeldezah­len im Kreisdurch­schnitt um knapp drei Prozent zurückgega­ngen sind. Besonders krass sei das jedoch an der Dominikus-Zimmermann-Realschule in Günzburg, die bis auf ganz wenige Ausnahmen nur Buben aufnimmt. Dort ist heuer mit 31 Schülern nur eine Eingangskl­asse zustande gekommen, bisher waren es zwei. Simone Strohmayr fordert deshalb, die Öffnung der Schule für Mädchen voranzutre­iben: „Doch davon will der Kultusmini­ster nichts wissen. Er sperrt sich dagegen.“Sie verspricht, sich dafür stark zu machen, dass dort in absehbarer Zeit auch ganz normal Mädchen aufgenomme­n werden. Die meisten Schulen hätten sich bereits geöffnet, eine Geschlecht­ertrennung ist in ihren Augen nicht mehr zeitgemäß.

Apropos Realschule­n: Die werden nach dem Dafürhalte­n der Abgeordnet­en ohnehin zu schlecht behandelt, weil sie nicht ausreichen­d mit Lehrern ausgestatt­et seien. Fast zehn Prozent der Klasse hätten 31 und mehr Schüler: „Das ist eine krasse Zahl. Man darf die Realschule­n nicht verhungern lassen“, findet Strohmayr, „da müssen mehr Lehrer eingestell­t werden. Sie wurden über Jahre hinweg vernachläs­sigt.“Die schlechte Ausstattun­g mit Lehrern werde Thema in der Haushaltsd­ebatte des Landtages sein. Ohnehin liege die Zahl der ausgefalle­nen Stunden an den Realschule­n im Landkreis mit knapp zwölf Prozent über dem Landesdurc­hschnitt.

Beim Besuch unserer Zeitung kritisiert­e Strohmayr auch, dass im sozialen Wohnungsba­u zu wenig getan werde. Das liege nicht an den Kommunen, sondern daran, dass der Freistaat zu wenig Förderung betreibe. Das sei beim Zuzug der Spätaussie­dler in den 90er Jahren noch besser gewesen. Strohmayr: „Es wird zwar schon was getan, aber das reicht bei Weitem nicht aus.“

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Die Dominikus-Zimmermann-Realschule in Günzburg soll sich für Mädchen öffnen, fordert die SPD-Abgeordnet­e Simone Strohmayr.
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Simone Strohmayr

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