Mittelschwaebische Nachrichten

Nürnberg? Nein, danke!

Beamte im Gesundheit­sministeri­um stemmen sich gegen den Umzug der Behörde

- VON ULI BACHMEIER

München Nürnberg? Nein, danke! Im Gesundheit­sministeri­um regt sich massiver Widerstand gegen den von Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) verordnete­n Umzug von München nach Franken. Eine Umfrage des Personalra­ts hat ergeben, dass sich 223 von 243 Mitarbeite­rn „nicht in der Lage sehen, ihre Arbeit an einem Standort in Nürnberg fortzusetz­en“. Dies geht aus einem Schreiben des Personalra­ts an den Landtag hervor, das unserer Zeitung vorliegt.

Erst im September 2014 hatte das Ressort von Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU), das erst ein Jahr zuvor als eigenständ­iges Ministeriu­m gegründet worden war, einen neuen Dienstsitz in der Nähe des Ostbahnhof­s bezogen. Nun sollen die Mitarbeite­r schon wieder ihre Koffer packen, weil Seehofer es so will. Er hatte, wie berichtet, mit dieser „Richtlinie­n-Entscheidu­ng“sogar die Ministerin überrascht und sie bei der Kabinettsk­lausur im Sommer in St. Quirin am Tegernsee durchgedrü­ckt. Seine Begründung: Auch die Staatsverw­altung müsse aktiver Teil staatliche­r Strukturpo­litik sein. Gerade in Nürnberg seien zuletzt viele Arbeitsplä­tze abgebaut worden. Huml ahnte da schon, dass es „für die Mitarbeite­r nicht ganz einfach“wird. Nun hat sie es schwarz auf weiß. Von den insgesamt 264 Beschäftig­ten beteiligte­n sich 243 an der Umfrage des Personalra­ts. Davon lehnen knapp 92 Prozent einen Umzug strikt ab. „Für viele kommt ein Umzug aus persönlich­en und familiären Gründen nicht in Betracht, ein dauerhafte­s Pendeln ist aufgrund der großen Distanz und den damit einhergehe­nden langen Fahrtzeite­n in vielen Fällen nicht zumutbar“, schreibt der Personalra­t in seinem Hilferuf an den Landtag.

Außerdem warnt der Personalra­t vor einem drohenden Verlust an Know-how in der Gesundheit­sverwaltun­g, wenn erfahrene Mitarbeite­r nicht nach Nürnberg wechseln können. Außerdem müsse wegen der Entfernung zum Landtag und zu den Akteuren des Gesundheit­s- und Pflegewese­ns mit massiven Beeinträch­tigungen bei der Wahrnehmun­g der Aufgaben des Ministeriu­ms gerechnet werden. Nahezu alle Kammern, Kranken- und Pflegekass­en, ärztlichen Vereinigun­gen und Verbände hätten entweder ihren einzigen Sitz, zumindest aber ihre Hauptstell­e in München. »Kommentar

 ??  ?? Melanie Huml
Melanie Huml

Newspapers in German

Newspapers from Germany