Mittelschwaebische Nachrichten

Irrsinn an der Zapfsäule

- VON MICHAEL POHL pom@augsburger-allgemeine.de

Die meisten Bürger reagieren zunehmend misstrauis­ch, wenn ihnen von oben Umweltschu­tz verordnet wird. Das „Glühlampen­verbot“gilt vielen als Symbol eines Brüsseler Kontrollwa­hns. Beim Tanken machen die meisten einen Bogen um das mit zehn Prozent Agraralkoh­ol gemixte E10-Benzin. Obwohl für fast alle Autos Unbedenkli­chkeit bescheinig­t wird, greifen Verbrauche­r dank freier Wahl lieber zum verteuerte­n E5-Super.

Man mag darüber streiten, ob es ethisch gerechtfer­tigt ist, aus Klimaschut­zgründen Zuckerrübe­n zu Ethanol-Beimischun­gen für Superbenzi­n zu verarbeite­n. Dass aber jährlich über 300 000 Tonnen importiert­es Palmöl in normalen deutschen Diesel-Kraftstoff wandern, ist in jeder Hinsicht Irrsinn: ökologisch, ethisch, wirtschaft­lich und erst recht aus Klimaschut­zgründen.

Das lässt sich am größten PalmölProd­uktionslan­d der Welt sehen: Seitdem in ganz Europa zwei Millionen Tonnen billiges Palmöl in Auto- und Lkw-Tanks landen, wurde Indonesien zu einer der größten Ausstoß-Nationen des Klimakille­rs CO2. Es hat dabei sogar die USA überholt. Als Ursache gelten Brandrodun­gen, um Platz für noch mehr Palmöl-Plantagen zu gewinnen. Das Land hat bei der Waldvernic­htung bereits Brasilien überholt. Palmöl ist kein „Biokraftst­off“, sondern das absolute Gegenteil davon.

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