Mittelschwaebische Nachrichten

„Die kriegt ihr nicht mehr auseinande­r“

Wie Protestant­en und Katholiken ihren 500 Jahre alten Streit beilegen und sich weiter annähern wollen

- VON ALOIS KNOLLER Foto: afp

München 500 Jahre sind genug, um den Streit beizulegen. Im kommenden Reformatio­nsgedenkja­hr 2017 wollen die evangelisc­he und die katholisch­e Kirche in Deutschlan­d mit der „Heilung der Erinnerung“Ernst machen. „Wir wollen den heiligen Eifer, der oft genug Unheil bewirkt hat, überwinden“, sagte der Vorsitzend­e des Rats der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d, Bayerns Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm. Zusammen mit dem Chef der katholisch­en Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx stellte er in München ein gemeinsame­s Wort beider Kirchen vor.

Erstmals in ihrer Geschichte werden die getrennten Kirchen 2017 die Erinnerung an den Beginn der Reformatio­n mit Martin Luthers Thesenansc­hlag im Jahr 1517 gemeinsam begehen. Nach Jahrhunder­ten der Abgrenzung und gegenseiti­gen Verurteilu­ngen soll das Jubiläum als ein Christusfe­st gefeiert werden.

Insbesonde­re seit dem Zweiten Vatikanisc­hen Konzil (1962–1965) sei „die Einsicht gewachsen, wie tief wir im Glauben miteinande­r verbunden sind“, betonte Marx. Noch vor 50 Jahren wäre solche ökumenisch­e Gemeinscha­ft „unvorstell­bar“gewesen. Damals sei ja oft noch eine konfession­sverbinden­de Ehe eine Familienka­tastrophe gewesen. Und in den Pfarrgemei­nden habe man sich die einander in der Vergangenh­eit zugefügten Leiden gegenseiti­g aufgerechn­et.

Nun sollten diese historisch­en Lasten in einem gemeinsame­n Prozess der Versöhnung offen angesproch­en werden – „auch die Verunglimp­fungen und der Vernichtun­gswille“. „Nichts soll unter den Teppich gekehrt werden“, sagte Bedford-Strohm. Doch immer mit dem Vorsatz, einander um Vergebung zu bitten. Beispielha­ft wird dies am 11. März 2017 bei einem zentralen Buß- und Versöhnung­sgottesdie­nst in Hildesheim geschehen. Bedford-Strohm baut darauf, dass diesem Vorbild dann viele weitere Versöhnung­sgottesdie­nste in den Kirchengem­einden folgen. Vom Reformatio­nsgedenken erhofft sich der EKD-Vorsitzend­e, dass es auch in die bundesdeut­sche Zivilgesel­lschaft ausstrahlt. Christen lebten mit der Zusage, trotz ihrer Fehler mit sich in tiefem Frieden sein zu dürfen – „ohne dafür andere Menschen abwerten zu müssen“.

Zurückhalt­end äußerte sich Marx zur Frage, ob 2017 Fortschrit­te hin zu einem gemeinsame­n Abendmahl erfolgen. „Wir sehen die Heilung der Erinnerung als eine Chance und Ermutigung, auf dem ökumenisch­en Weg geduldig und zielstrebi­g weiterzuge­hen, damit die Einheit unter uns weiter wächst und Abendmahls­und Eucharisti­egemeinsch­aft möglich wird.“Der „ökumenisch­e Lernweg“habe bereits dazu geführt, „dass wir viel näher zusammen sind“. Marx wünschte sich, dass am Ende des Jubiläumsj­ahrs 2017 die Botschaft steht: „Die kriegt ihr nicht mehr auseinande­r.“ Da ist sie wieder. Nach ihrem Zusammenbr­uch und den wilden Spekulatio­nen um ihren Gesundheit­szustand hat sich Hillary Clinton im US-Wahlkampf zurückgeme­ldet. Demonstrat­iv gut gelaunt trat sie in North Carolina auf.

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Foto: Norbert Neetz, epd Kardinal Reinhard Marx (links) und Heinrich Bedford-Strohm mit dem gemeinsame­n Wort.

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