Mittelschwaebische Nachrichten
Streit ums Schwein
Tierschützer steigen bei der Initiative Tierwohl aus
Bonn Im Streit um bessere Haltungsbedingungen für Schweine ist der Deutschen Tierschutzbund aus der Initiative Tierwohl von Handel, Produzenten und Landwirtschaft ausgestiegen. Die Initiative setze weiterhin auf Massenproduktion und biete dem Verbraucher auf absehbare Zeit keine Transparenz, teilte der Tierschutzbund am Freitag in Bonn mit.
Einfachste Maßnahmen wie eine Handvoll Stroh in den Schweineställen oder die Einhaltung des gesetzlichen Standards für Licht in Ställen seien für die Initiative bereits eine unüberwindbare Hürde, kritisierte der Tierschutzbund. Die nächste Förderperiode startet 2018. Im August sagte der Präsident des Tierschutzbundes, Thomas Schröder, in einem Interview, die für diesen Zeitraum geplanten Anforderungen an die Tierhalter seien „viel zu schwach“. Von Tierwohl könne unter solchen Umständen keine Rede mehr sein. Schröder warnte vor „dem größten Verbraucher- und Tierschutzbetrug, den es in Deutschland je gegeben hat“.
Die Initiative Tierwohl betonte am Freitag, die Vorstellungen des Tierschutzbundes seien „sehr ernst“genommen und für die künftigen Regeln berücksichtigt worden. Der Entwurf für das Vorgehen ab 2018 sei „ein realistisches Angebot für eine Vielzahl der Tierhalter“und ermögliche „innovative Kriterienkombinationen“, erklärte Geschäftsführer Alexander Hinrichs. „Schade, dass der Deutsche Tierschutzbund diesen Weg nicht mehr gemeinsam mit uns gehen möchte.“
Die Initiative Tierwohl ist eine Reaktion von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel darauf, dass viele Verbraucher kritisch auf die Massentierhaltung blicken. Der Handel zahlt vier Cent pro Kilogramm verkauftem Schweine- oder Geflügelfleisch in einen Fonds. Teilnehmende Landwirte bekommen Geld aus dem Topf, wenn sie in ihren Ställen bessere Haltungsbedingungen schaffen als vom Gesetzgeber gefordert. (dpa, afp)