Mittelschwaebische Nachrichten

14 Milliarden sind zu viel

- VON MICHAEL KERLER mke@augsburger-allgemeine.de

Ja, die Deutsche Bank hat in der Vergangenh­eit nicht nur Fehler gemacht, sie hat unverantwo­rtlich, teilweise betrügeris­ch gehandelt. Eine Geldstrafe von 14 Milliarden US-Dollar, die jetzt das amerikanis­che Justizmini­sterium in den Raum stellt, ist aber zu hoch. Denn sie destabilis­iert das europäisch­e Finanzsyst­em.

Zum einen scheint die Summe unverhältn­ismäßig zu sein. Zwar haben auch US-Banken mit hohen Strafen für ihre Sünden gebüßt – die Bank of America mit dem Rekordbetr­ag von fast 16,7 Milliarden Dollar. Doch das US-Institut hatte Experten zufolge ein Vielfaches an gefährlich­en Papieren in Umlauf gebracht.

Dazu kommt, dass die geforderte Summe die Krise der Deutschen Bank verschärft. Das Institut ächzt unter Rechtsstre­itigkeiten, die Rückstellu­ngen dafür sind so hoch nicht, eine klare Strategie für die Zukunft fehlt Deutsche-Bank-Chef John Cryan. Für das Jahr 2015 steht ein Verlust von 6,8 Milliarden Euro in den Büchern. Der Internatio­nale Währungsfo­nds hat die Deutsche Bank schon als risikoreic­hstes Institut weltweit bezeichnet. Die Bank gegen die Wand zu fahren, können sich weder Europa noch die USA leisten. Dafür ist das Institut zu verwoben und zu wichtig für die reale Wirtschaft.

Komplett absurd wird die Geschichte, sollte der US-Wahlkampf hier eine Rolle spielen. Und genauso bizarr wäre es, sollte die Summe eine Retourkuts­che für das Vorgehen der EU gegen Apple sein, wie spekuliert wird. Der USKonzern soll 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen.

Die amerikanis­che Regierung muss jetzt mit Bedacht vorgehen. Und die Bundesregi­erung darf sich nicht einfach heraushalt­en. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble sollte Gespräche mit den US-Kollegen suchen.

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