Mittelschwaebische Nachrichten
CSU lässt sich erklären, wie Integration klappt
Fraktion hat Soziologie-Professor zu Gast. Der bestätigt die Partei, fordert sie aber auch
München Wie gelingt Integration? Was tun gegen Parallelgesellschaften und Ghettobildung? Wenn sich die Landtags-CSU kommende Woche bei ihrer Fraktionsklausur im oberfränkischen Kloster Banz mit diesen Fragen beschäftigt, wird sie sich durch eine Studie des Bamberger Soziologie-Professors Friedrich Heckmann in der Grundlinie ihrer Politik bestätigt fühlen.
„Begrenzte und gesteuerte Zuwanderung“, so schreibt Heckmann, sei „Grundbedingung für erfolgreiche Integration“. Doch herausgefordert fühlen dürfen sich Fraktionschef Thomas Kreuzer und seine Abgeordneten auch. Heckmann nämlich listet eine lange Reihe von staatlichen Aufgaben auf, die erst noch erfüllt werden wollen. Er fordert unter anderem Investitionen in die Qualität von Bildungseinrichtungen, bauliche Sanierungs- und Infrastrukturmaßnahmen, aufsuchende Sozialarbeit und individuelle Integrationspläne.
Die Studie aus Bamberg, die unserer Zeitung in einer Zusammenfassung vorliegt, hat es in sich. Worum es geht, macht Heckmann anhand zweier Beispiele deutlich. Er vergleicht zwei Stadtteile: DuisburgMarxloh und Nürnberg-Gostenhof. Hier wie dort gibt es einen hohen Ausländeranteil. Aber damit sind die Gemeinsamkeiten auch schon erschöpft.
Das Stadtviertel in Duisburg wird als sozialer Brennpunkt beschrieben: Verkommene Altbauten, Spielhallen, hohe Arbeitslosigkeit, Migranten ohne Perspektive, hohe Furcht vor Kriminalität. Der Stadtteil habe das Image einer „No-go-Area“. Auch im Nürnberger Stadtteil Gostenhof sei der Ausländeranteil hoch, das Pro-Kopf-Einkommen niedrig und in Kitas und Schulen seien Migrantenkinder in der Mehrheit. Dennoch sei es „ein Stadtviertel mit Flair“: Restaurants mit internationalen Speisen, Künstlerateliers, kleine Theater, ausländische Geschäfte, Lokalitäten italienischer, griechischer und türkischer Vereine.
Wo Integration funktioniert und wo nicht, hängt nach den Erkenntnissen des Soziologen zuerst von den Rahmenbedingungen ab: Begrenzung und Steuerung der Zuwanderung, erfolgreiche Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Doch eine Konzentration von Migranten in bestimmten Quartieren, so lautet eine seiner Thesen, sei nicht bedenklich, „solange es nicht auch zu einer Konzentration sozialer Probleme kommt“.
Dagegen könne etwas getan werden, meint Heckmann: Bauliche Sanierung wirke der Tendenz entgegen, „dass sich zunehmend Problemgruppen und Armutsbevölkerung in einem Stadtteil niederlassen. Bei der Zuweisung von Wohnraum könne verhindert werden, dass sich ethnische Gruppen an einem Ort bündeln. Gute Bildungseinrichtungen könnten die Abwanderung von „bildungsbewussten Familien“verhindern. Schulen könnten zu „Orten der Elternarbeit“werden. Nötig sei auch aufsuchende Sozialarbeit, um die soziale Distanz zwischen Migranten und Einheimischen zu überwinden. Hohe Polizeipräsenz könne dafür sorgen, Kriminalität und die Furcht vor Kriminalität zu begrenzen.
Der Soziologe weist die CSU auch darauf hin, „dass längere Aufenthalte in Massenunterkünften mit erzwungener Untätigkeit und unter bedrückenden Unterbringungsbedingungen deprimierende Wirkungen auf die Menschen haben können, die ihre spätere Integration erschweren.“Und: „Die Aufhebung dieser Situation ist also nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, sondern im Interesse der gesamten Gesellschaft.“
Heckmann wird seine Studie am Montag in der Sitzung des CSUFraktionsvorstands in Kloster Banz vorstellen. Die eigentliche Klausurtagung mit allen CSU-Landtagsabgeordneten beginnt dann am Dienstag und dauert bis Donnerstag. Sie steht unter dem Motto „Freiheit braucht Sicherheit“. Als Gäste werden in Kloster Banz unter anderem erwartet: Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Generalbundesanwalt Peter Frank und der Ex-Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier.