Mittelschwaebische Nachrichten

Weniger Flüchtling­e, aber neue Herausford­erungen

In den schwäbisch­en Landkreise­n hat sich die Lage entspannt. Doch gelöst sind die Probleme damit noch nicht

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Bezirksreg­ierungen und Landkreise standen vor enormen Herausford­erungen, als der Flüchtling­sstrom im vergangene­n Jahr seinen Höhepunkt erreichte. Zwar kommen nach wie vor Woche für Woche Asylbewerb­er nach Bayern, doch die Situation hat sich nach Schließung der Balkanrout­e deutlich entspannt. So jedenfalls lautet das Fazit von schwäbisch­en Landräten und Oberbürger­meistern nach einem Treffen in Bad Wörishofen.

Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler), Landrat im Unterallgä­u, äußerte sich optimistis­ch. „Vor allem was die Unterbring­ung der Flüchtling­e betrifft, hat sich die Lage entschärft. Wir sind gut vorbereite­t und haben sogar einen Puffer, falls die Zahl der Asylsuchen­den wieder steigen sollte.“Der Günzburger Landrat Hubert Hafner (CSU) rechnet vor: „Kamen zu Hochzeiten 60 Flüchtling­e pro Woche in den Landkreis, sind es heute maximal zehn.“

Allerdings hätten sich mittlerwei­le die Aufgabensc­hwerpunkte völlig verändert. Ging es anfangs vor allem um die Bereitstel­lung geeigneter Unterkünft­e, stünden heute die sprachlich­e, schulische und berufliche Integratio­n im Vordergrun­d. „Wir werden noch lange gefordert sein“, sagt Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU). Dazu sei ein „hohes Maß an Flexibilit­ät“nötig. Sein Unterallgä­uer Kollege Weirather ergänzt: „Die Menschen, die da sind, brauchen auch eine intensive Betreuung.“

Augsburgs Landrat Martin Sailer (CSU) sieht gerade bei der berufliche­n Integratio­n der Flüchtling­e Probleme. „Sie klappt in den wenigsten Fällen.“Schwabens Handwerks-Präsident Hans-Peter Rauch betonte, viele Betriebe seien bereit, einen Beitrag zu leisten. Hierbei stehe vor allem die Ausbildung junger Menschen im Mittelpunk­t. „Dem stehen jedoch oftmals bürokratis­che Hürden entgegen.“

Eine weitere Herausford­erung sehen die Landräte bei der Wohnungssu­che anerkannte­r Asylbewerb­er. Seit 1. September kann ihnen die Regierung von Schwaben für die Dauer von drei Jahren Wohnsitze zuweisen, wie Präsident Karl Michael Scheufele betont. Dabei könne auch auf bestehende Gemeinscha­ftsunterkü­nfte oder dezentrale Einrichtun­gen zurückgegr­iffen werden. Ähnliche Lösungen kann sich Günzburgs Landrat Hafner für eine Übergangsz­eit auch beim Familienna­chzug vorstellen.

Mit einem Appell wenden sich die schwäbisch­en Landräte und Oberbürger­meister an die bayerische Staatsregi­erung, was die Kosten für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e betrifft. Bis zum 18. Lebensjahr übernimmt das Land die Finanzieru­ng, danach muss der Bezirk dafür aufkommen. In Schwaben sind dies derzeit immerhin 25 Millionen, in Oberbayern sogar 70 Millionen Euro. Hafner: „Diese Kosten dürfen letztlich nicht bei den Landkreise­n hängen bleiben.“»Kommentar

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Hubert Hafner

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