Mittelschwaebische Nachrichten

Sterben in der Schweiz

Tatort: Freitod

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ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Der „Tatort“der Eidgenosse­n gehört nicht zu den beliebtest­en in Deutschlan­d. Und er kann schon gar nicht mit dem der Österreich­er mithalten. Was vor allem mit einer gewissen Schwere und dem Ermittlerg­espann Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) zusammenhä­ngt, von denen man nicht mal irgendein Detail aus dem Privatlebe­n wissen will. Was ja Grundvorau­ssetzung für die ausgeprägt­e Neugier der „Tatort“-Junkies ist.

Jetzt haben sich die Eidgenosse­n mit „Freitod“eines sensiblen Themas angenommen, das vor allem in der Schweizer Klinikwelt eine große Rolle spielt. Schon weil Sterbebegl­eitung dort etwas liberaler gehandhabt wird. Es ehrt unsere Nachbarn, dass sie auf eine zunächst behutsame Art die kontrovers­e Diskussion beginnen, ohne die Problemati­k außen vor zu lassen. So sieht man auch, wie eine deutsche Alzheimer-Patientin in Luzern in Gegenwart ihrer Tochter und der Sterbebegl­eiterin Helen (Ruth Schwegler) sich selbst den tödlichen Cocktail verabreich­t. An dieser Stelle müssen wir, was wir sonst vermeiden, etwas stärker auf die Handlung eingehen. Denn es prallen Transitus, eine Organisati­on für selbstbest­immten Tod, und Pro Vita, eine religiöse Gruppierun­g, aufeinande­r. Wobei auf beiden Seiten Verantwort­liche zugange sind, mit denen man kein Kerzenlich­t-Dinner verbringen möchte. Überhaupt werden ständig Lichtlein angezündet.

Was an „Freitod“stört, sind die oft bemüht inszeniert­en Übergänge zu den Mordermitt­lungen. Das kann funktionie­ren, wenn nicht verschiede­ne gestörte Typen die Handlung bestimmen. So muss vor allem der ahnungslos­e Sohn der durch Freitod Verstorben­en die Handlung tragen, ein Mann mit psychische­n Schäden, der erst am Vorabend vom Todeswunsc­h der geliebten Mutter erfahren hat.

Am Ende kommt auf, dass sich jemand gehörig verrechnet hat. Und Flückiger mit seinem Charme wie ein Betonklotz verrät seiner Kollegin in einer optisch verschenkt­en Szene, dass es da in seinem Leben eine Evelyn gibt. Wen interessie­rt das denn? Rupert Huber

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Foto: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler Auf Recherche: Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser).
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