Mittelschwaebische Nachrichten
Die Ehre, Gott zu gefallen
Pfarrer Klaus Bucher über Ruhm, Ehre, Prominenz und Ehrenkäsigkeit
Breitenthal Die sozialen Medien machen es möglich: die schnelle Berühmtheit, den schnellen Ruhm, für einen peinlichen Auftritt beim Casting, für einen schlechten Song. Aber was ist das eigentlich, Ruhm? Ist Ruhm erstrebenswert? Ruhm und Ehre stehen im Mittelpunkt unseres Quergedacht-Interviews.
Ist Ruhm ein erstrebenswertes Lebensziel? Bucher: Ruhm heißt auf lateinisch „Gloria“. Oft wird das mit „Ehre“übersetzt. Da gibt es ja viele kleine und große Berühmtheiten, vom Ehrenmitglied, über den Ehrenbürger und den Ehrendekan bis zum Ehrenpräsident. Ehrenwürden bekommen in der Regel Menschen, die sich lange, ausdauernd und gut für einen Verein, eine Kommune oder ein Land eingesetzt haben. Diesen Ruhm finde ich schon erstrebenswert: ein Mensch zu werden, der sich über lange Zeit treu und engagiert an dem Platz bewährt, wo er steht. Ich kenne da sehr ruhmvolle Persönlichkeiten, die öffentlich überhaupt nicht berühmt sind. Beim Stichwort „Gloria“fällt mir natürlich das „Gloria in excelsis deo“aus der Messe ein; das „Ehre sei Gott in der Höhe“. Das wäre sicher das erstrebenswerteste Lebensziel: Ein Mensch zu werden, der Gott groß sein lässt. Wer vor Gott knien kann, wird vor den Menschen nicht so leicht einknicken. Er kann in der Welt seinen Mann oder seine Frau stehen.
Ruhm stört bei der Arbeit, sagt Malerin Herrera. Ist das so? Oder eröffnet Ruhm nicht vielmehr ganz neue Arbeitsund Entwicklungsmöglichkeiten? Bucher: Sowohl als auch, finde ich. Ruhm ist voller Chancen und Möglichkeiten; aber er kann sicher auch anstrengend und kraftzehrend sein. Ruhm schafft Neider. Und dann gibt es ja auch die Sucht nach Ruhm, die auf Schwäbisch so schön als „Ehrenkäsigkeit“bezeichnet wird. Und dieser Ehrenkäse hat in jedem Fall „a Gschmäckle“, das sich leicht zum Gestank ausweiten kann.
Es wird die Zeit kommen, da wird jeder für 15 Minuten berühmt sein, prophezeite 1967 der amerikanische Künstler Andy Warhol. Ganze 15 Minuten Ruhm – im Zeitalter der sozialen Medien scheint das tatsächlich oft so zu sein. Wie bewerten Sie diese gesellschaftliche Entwicklung? Bucher: Die Viertelstundenprominenz ist das Fast Food des Ruhms. Aber davon wird man nicht statt. Mir fällt da das Stichwort „Wegwerfgesellschaft“ein. Manche Medien haben sich ja scheinbar darauf spezialisiert, in immer neuen Castingshows solche Berühmtheiten zu produzieren, die oft sehr durchschnittlich und manchmal peinlich sind. Und immer wieder werden Menschen damit auch dauerhaft geschädigt. Daniel Küblböck im Dschungelkcamp kommt mir da in den Sinn. Aber über solche „Berühmtheiten“lese ich dann auch in seriösen Tageszeitungen große Artikel.
Hatten Sie selbst schon einmal den Wunsch, berühmt zu sein? Bucher: Neulich habe ich im Brevier wieder den Satz des Paulus aus dem Korintherbrief gelesen: „Wir suchen unsere Ehre darin, ihm (Gott) zu gefallen.“In diesem Sinn wäre ich schon gerne berühmt – aber das ist ein lebenslanger Weg mit allen Höhen und Tiefen. Beim Alltagsruhm halte ich es lieber mit dem Sprichwort: „Lorbeer macht nicht satt, besser wer Kartoffeln hat“.