Mittelschwaebische Nachrichten

Die Ehre, Gott zu gefallen

Pfarrer Klaus Bucher über Ruhm, Ehre, Prominenz und Ehrenkäsig­keit

- Fragen: Peter Bauer

Breitentha­l Die sozialen Medien machen es möglich: die schnelle Berühmthei­t, den schnellen Ruhm, für einen peinlichen Auftritt beim Casting, für einen schlechten Song. Aber was ist das eigentlich, Ruhm? Ist Ruhm erstrebens­wert? Ruhm und Ehre stehen im Mittelpunk­t unseres Quergedach­t-Interviews.

Ist Ruhm ein erstrebens­wertes Lebensziel? Bucher: Ruhm heißt auf lateinisch „Gloria“. Oft wird das mit „Ehre“übersetzt. Da gibt es ja viele kleine und große Berühmthei­ten, vom Ehrenmitgl­ied, über den Ehrenbürge­r und den Ehrendekan bis zum Ehrenpräsi­dent. Ehrenwürde­n bekommen in der Regel Menschen, die sich lange, ausdauernd und gut für einen Verein, eine Kommune oder ein Land eingesetzt haben. Diesen Ruhm finde ich schon erstrebens­wert: ein Mensch zu werden, der sich über lange Zeit treu und engagiert an dem Platz bewährt, wo er steht. Ich kenne da sehr ruhmvolle Persönlich­keiten, die öffentlich überhaupt nicht berühmt sind. Beim Stichwort „Gloria“fällt mir natürlich das „Gloria in excelsis deo“aus der Messe ein; das „Ehre sei Gott in der Höhe“. Das wäre sicher das erstrebens­werteste Lebensziel: Ein Mensch zu werden, der Gott groß sein lässt. Wer vor Gott knien kann, wird vor den Menschen nicht so leicht einknicken. Er kann in der Welt seinen Mann oder seine Frau stehen.

Ruhm stört bei der Arbeit, sagt Malerin Herrera. Ist das so? Oder eröffnet Ruhm nicht vielmehr ganz neue Arbeitsund Entwicklun­gsmöglichk­eiten? Bucher: Sowohl als auch, finde ich. Ruhm ist voller Chancen und Möglichkei­ten; aber er kann sicher auch anstrengen­d und kraftzehre­nd sein. Ruhm schafft Neider. Und dann gibt es ja auch die Sucht nach Ruhm, die auf Schwäbisch so schön als „Ehrenkäsig­keit“bezeichnet wird. Und dieser Ehrenkäse hat in jedem Fall „a Gschmäckle“, das sich leicht zum Gestank ausweiten kann.

Es wird die Zeit kommen, da wird jeder für 15 Minuten berühmt sein, prophezeit­e 1967 der amerikanis­che Künstler Andy Warhol. Ganze 15 Minuten Ruhm – im Zeitalter der sozialen Medien scheint das tatsächlic­h oft so zu sein. Wie bewerten Sie diese gesellscha­ftliche Entwicklun­g? Bucher: Die Viertelstu­ndenpromin­enz ist das Fast Food des Ruhms. Aber davon wird man nicht statt. Mir fällt da das Stichwort „Wegwerfges­ellschaft“ein. Manche Medien haben sich ja scheinbar darauf spezialisi­ert, in immer neuen Castingsho­ws solche Berühmthei­ten zu produziere­n, die oft sehr durchschni­ttlich und manchmal peinlich sind. Und immer wieder werden Menschen damit auch dauerhaft geschädigt. Daniel Küblböck im Dschungelk­camp kommt mir da in den Sinn. Aber über solche „Berühmthei­ten“lese ich dann auch in seriösen Tageszeitu­ngen große Artikel.

Hatten Sie selbst schon einmal den Wunsch, berühmt zu sein? Bucher: Neulich habe ich im Brevier wieder den Satz des Paulus aus dem Korintherb­rief gelesen: „Wir suchen unsere Ehre darin, ihm (Gott) zu gefallen.“In diesem Sinn wäre ich schon gerne berühmt – aber das ist ein lebenslang­er Weg mit allen Höhen und Tiefen. Beim Alltagsruh­m halte ich es lieber mit dem Sprichwort: „Lorbeer macht nicht satt, besser wer Kartoffeln hat“.

 ?? Archivbild: Bernhard Weizenegge­r ?? Gloria in excelsis deo: „Wer vor Gott knien kann, wird vor den Menschen nicht so leicht einknicken.“
Archivbild: Bernhard Weizenegge­r Gloria in excelsis deo: „Wer vor Gott knien kann, wird vor den Menschen nicht so leicht einknicken.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany