Mittelschwaebische Nachrichten

Über Österreich lachen?

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Die Österreich­er selbst sind ja nie zimperlich mit Österreich umgegangen. Österreich­er sein, das heißt immer auch: An Österreich richtig schön leiden. „Österreich ist ein Labyrinth, in dem sich jeder auskennt“, meinte Helmut Qualtinger. Und Thomas Bernhard fand: „Die Mentalität der Österreich­er ist wie ein Punschkrap­fen: Außen rot, innen braun und immer ein bisschen betrunken.“An Österreich verzweifel­t man mit Schmäh, mit einer bitteren Melancholi­e und immer noch einem letzten Fluchtacht­erl. Noch einmal Thomas Bernhard: „Wenn man die Gemeinheit der Bewohner mit der Schönheit der Landschaft verrechnet, kommt man auf Selbstmord.“Aber lachen, auslachen gar?

Über Österreich lachen ist billig. Peinlicher noch als Ostfriesen­witze. Und dann kommt es außerdem noch darauf an, wer da lacht. Die Deutschen? Der Kabarettis­t Werner Schneyder, ein Österreich­er, der sich bei uns gut auskennt, sagt: „Wir könnten Deutsche sein, wenn wir wollten, aber wir wollen nicht. Die Deutschen wären froh, wenn sie Österreich­er sein könnten, aber sie können nicht.“Es ist eine vertrackte Beziehungs­kiste zwischen den Nachbarn. Wir neiden den „Ösis“ihre charmanter­e Lebensart (Das Glück is a Vogerl) und grandiose Alltagsbew­ältigungsk­unst, ihre leidenscha­ftliche Beziehung zum Tod. Darf man aus Schadenfre­ude über Österreich lachen? Weil sie bei der WM in der Vorrunde draußen waren, weil sie Probleme haben, Briefkuver­ts zuzukleben? Man darf alles. Aber die Deutschen, die vieles können und wissen (das meiste natürlich eh besser), müssten sich das „Lachen über“erst einmal würdig verdienen. Und zwar mit etwas, das die Österreich­er wunderbar beherrsche­n, wir aber eher gar nicht: Selbstiron­ie und gallige, aber galante Leichtigke­it.

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