Mittelschwaebische Nachrichten

Gemeinsam Leben retten!

- VON P. PETER HINSEN SAC, FRIEDBERG

Vor einem Jahr ging das Foto des toten dreijährig­en Aylan Kurdi um die Welt. Wie Treibgut lag der syrische Bub am Strand des türkischen Badeortes Bodrum. Laut Unicef sind zurzeit rund 50 Millionen Kinder auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Jeder zweite Flüchtling ist minderjähr­ig. Seit Jahren hat sich der Krieg in Afghanista­n und Syrien festgebiss­en, und die internatio­nale Staatengem­einschaft weiß nicht, wie sie dem Herr werden soll. Am meisten leiden die Unschuldig­sten, die Kinder. Viele suchen bei uns eine Chance zum Leben, doch die mangelnde Solidaritä­t in Europa und in unserem Land stellt sich dem entgegen. Gemeinsam ginge vieles, aber wenn nur wenige bereit sind, die Last zu tragen, werden auch die Willigen immer müder. Viele bangen bei uns um ihre Besitzstän­de, sehen durch die Ankömmling­e aus den Kriegsgebi­eten gar christlich­e Grundwerte bedroht. Wer solche Ängste noch weiter schürt, der verstärkt die Not, statt sie zu lindern. Gott sei Dank gibt es zahlreiche freiwillig helfende „Gutmensche­n“. Sie ernten zwar manchen Spott, werden aber gleichzeit­ig gerne als Alibi benutzt, um zu zeigen, dass doch schon so viel getan werde. Wenn alle zusammenhe­lfen würden in Deutschlan­d und Europa, dann bräuchten Flüchtling­e nicht an Grenzzäune­n auf Gewehrläuf­e zu schauen. Wer beim Christsein zuerst an Gottesdien­st, Brauchtum oder die Kreuze in öffentlich­en Räumen denkt, der hat Jesus nicht verstanden. Hören wir noch, was er wirklich sagt? „Wer ein Kind aufnimmt, der nimmt mich auf!“Oder: „Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein.“So sieht Jesu Freundeskr­eis aus.

Es ist eine Perversion, wenn in unserem angeblich von christlich­en Werten geführten Land jede Abschiebun­g oder verhindert­e Aufnahme eines Flüchtling­s als Erfolg gewertet wird. Zu Jesus passt das nicht! Zudem zerstört dieses Denken menschlich­es Leben.

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