Mittelschwaebische Nachrichten
Enge Kiste
Platzmangel Im Vergleich zu früher werden Autos immer größer. Doch alte Garagen wachsen nicht mit. Was tun?
Neubauten können sich heute längst nicht alle Verbraucher leisten. Und gebrauchte Einfamilienhäuser aus den 60er- und 70er-Jahren im Umland der großen Städte sind häufig auch deutlich billiger. Viele Objekte kommen jetzt an den Markt, weil die bisherigen Eigentümer in Altenheime ziehen oder sterben. Aber oft müssen Käufer dann feststellen, dass sie zwar großzügige Räume zum Wohnen vorfinden, aber ihr Auto kaum Platz findet.
Eine Standardgarage bot vor einigen Jahrzehnten durchaus genügend Platz. Schmale Autos wie der VWKäfer, der Ford Escort oder Opel Kadett passten damals gut in die Garagen mit ihrem Standardmaß von fünf Meter mal 2,70 Meter. Doch heute?
Wie sehr die Autos in den vergangenen vier Dekaden gewachsen sind, zeigt ein Blick auf die Abmessungen des früheren und heutigen Bestsellers am deutschen Automarkt. Der VW Käfer maß am Ende seiner Bauzeit in Europa im Jahr 1978 gerade einmal 4,14 Meter in der Länge und 1,58 Meter in der Breite, der ostdeutsche Trabant kam gar nur auf eine Länge von 3,56 Meter bei einer Breite von 1,51 Meter. Hingegen streckt sich der aktuelle Golf VII auf 4,56 Meter bei einer Breite von 1,79 Meter. Und das ist noch wenig im Vergleich zu den immer stärker gefragten KomfortGeländewagen (SUV). Ein X5 von BMW etwa ist 4,89 Meter lang und 1,94 Meter breit. Und das kann dann verdammt knapp werden. Der entscheidende Faktor zur Berechnung der optimalen Garagenmaße ist natürlich die Länge, Breite und Höhe des Fahrzeuges, das in der Garage stehen soll. Diese Abmessungen sollte man im Normalfall mit einem Blick in die Fahrzeugpapiere recht schnell herausfinden können. Die Länge der Außenspiegel muss natürlich ebenfalls berücksichtigt werden. Aber auch andere Überlegungen spielen eine Rolle. Wie sicher sind die Fahrzeugführer beim Einparken? Genauer: Wie viel Platz wird links und rechts vom Auto benötigt? Auf Seite des Beifahrers reichen bei erfahrenen Fahrern meist zehn bis zwölf Zentimeter, da alle Mitfahrenden in der Regel vor dem Parken in der Garage aussteigen. Damit der Fahrer bequem aussteigen kann, werden etwa 70 Zentimeter Platz empfohlen.
Schwieriger wird es, wenn in der Garage nicht nur das Auto untergebracht werden soll. Oft wird der Stellplatz als Stauraum für Dinge wie Gartenarbeitsgeräte und Rasenmäher, Fahrräder oder Werkzeug genutzt, was auch Platz einnimmt.
Florierendes Geschäft
In vielen Fällen bleibt den Hausbesitzern dann nichts anderes übrig, als für ihr geliebtes Auto eine neue Behausung anzuschaffen. „Die meisten Erwerber älterer Häuser tauschen die betagten Garagen gegen neue, deutlich größere Modelle aus“, sagt Matthäus Moser, Vorstand der Fachvereinigung Betonfertiggaragen. Längst hat sich der Ersatzbedarf bei Eigenheimen zu einer tragenden Säule im Geschäft mit Fertiggaragen entwickelt.
Die Auswahl für ein FahrzeugDomizil ist groß. Neben Fertiggaragen aus Beton gibt es auch solche aus Stahl oder Wellblech. Hinzu kommen Carports und gemauerte Garagen, die von Architekten individuell nach den Wünschen des Grundeigentümers entworfen werden. Dabei gilt eine Faustregel: „Carports und Wellblechgaragen kosten rund ein Drittel bis zur Hälfte des Preises einer Betonfertiggarage“, sagt Corinna Merzyn vom Verband Privater Bauherren (VPB). Gemauerte Garagen wiederum könnten doppelt so teuer sein wie ein Fertigprodukt aus Zement, Kies und Sand, weil für sie ein Architekt eine Bauzeichnung samt Statik erstellen muss. Allerdings bieten offene Carports nicht den Wetterschutz eines geschlossenen Modells. „Carport-Parker müssen im Winter schon mal kratzen“, sagt Merzyn.
Für eine sechs Meter lange und drei Meter breite Betonfertiggarage müssen Käufer mit Kosten ab 6000 Euro rechnen, bei einer Länge von sieben Metern und einer Breite von 3,50 Metern beginnen die Preise bei rund 10000 Euro. Allerdings lässt sich nicht überall jede gewünschte Fahrzeug-Unterkunft errichten: „Einige Gemeinden haben in den Bebauungsplänen einzelner Wohngebiete festgelegt, dass dort nur Carports aufgestellt werden dürfen“, sagt VPB-Geschäftsführerin Merzyn. Ältere Garagen sind von diesen Vorschriften zwar ausgenommen. Die Auflagen würden aber dann zum Problem, wenn die vorhandene Garage schlicht zu klein ist. „Sie kann dann nur durch einen Carport ersetzt werden“, sagt Merzyn.