Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Hauskater wird zum Raubtier

Lektüre Zwei Buben bekommen ihr erstes eigenes Kätzchen. Das geht mächtig schief

- VON JULIA SEWERIN

Augsburg Eigentlich wollte Emmi ihren Brüdern eine Freude machen, als sie ihnen Kätzchen Muckel schenkte. Sie konnte nicht ahnen, welche teils gefährlich­en Abenteuer sie Ralf und Fritz damit beschert. Das Buch „Das schnurrend­e Vermächtni­s“von Harald Theilig vermittelt Kindern ab zehn Jahren in Lektürefor­m und altersgere­cht Wissen über Katzen.

Glücklich über den Familienzu­wachs nehmen die Brüder den Kater sofort überallhin mit. Doch das geht schnell schief: Immer wieder flüchtet Muckel und versteckt sich zum Beispiel beim Bäcker vor einem Hund. Der Metzger schmeißt das Trio sogar aus seinem Laden, weil eine Katze nichts in einer Metzgerei verloren habe. Als den Eltern die Beschwerde­n der Nachbarn zu viel werden, wollen sie den Kater dem ursprüngli­chen Besitzer zurückgebe­n. Das können die Buben nicht zulassen und verstecken das Kätzchen in einer nächtliche­n Aktion in einer Waldhütte. Am nächsten Tag folgt der Schock: Muckel ist verschwund­en. Für die Brüder beginnt eine nervenaufr­eibende Suche; für Muckel, der als Hauskatze nicht an das Leben in der Wildnis gewöhnt ist, der Kampf ums Überleben. Im tiefen Wald wird der Kater wieder zum Raubtier.

Doch es geht nicht vorrangig um die Geschichte. Der Autor erklärt Kindern anhand der Ereignisse das Verhalten von Katzen. Dann heißt es zum Beispiel: „Muckel ist unruhig, weil er aus seinem Revier getragen wird.“Theilig vermittelt auch kindgerech­t, welche Verantwort­ung eine Katze bedeutet, wenn er die Brüder besonders früh aufstehen lässt, weil Muckel am Bettende aufund abspringt. Oder Ralf und Fritz für täglich frisches Wasser im Napf verantwort­lich sind. Am Ende gesteht sich der Vater der Buben ein: „Jetzt weiß ich, dass man richtig überlegen muss, bevor man Kindern ein Tier schenkt.“Und sogar die Buben verstehen, dass sie den Ansprüchen des Kätzchens nicht gerecht werden können, egal wie vernarrt sie in Muckel sind.

Die Lehren aus dem Buch werden auf weiteren 16 Seiten im Kapitel „Wissenswer­tes über Katzen“ergänzt. Dort beschreibt der Autor nochmals zusammenge­fasst, wie Katzen einen Raum erkunden, sich fortbewege­n und wie sie kämpfen. Oder wie die Katze zum Freund wird und der Besitzer die Katzenspra­che richtig deutet.

Das Buch lehrt Kinder, dass eine Katze nicht immer das macht, was sie von ihr erwarten, und kommt dabei ganz ohne Bilder aus. Eine spannende Lektüre für katzenverl­iebte Leseratten.

Das schnurrend­e Vermächtni­s, Harald Theilig, Tredition Verlag, 107 Seiten, 7,99 Euro.

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