Mittelschwaebische Nachrichten

Mozart gibt dem Brotteig Saures

Ein Bäcker beschallt seine Backwaren und findet: das schmeckt

- VON MICHAEL SCHREINER

Frankenwin­heim Der Mensch ist ein Spieler und gibt selten Ruhe. Homo ludens experiment­iert gern – besonders mit Musik. Weshalb so ziemlich alles beschallt wird, was sich nicht wehren kann. Südkorea bedröhnt Nordkorea, Kaufhäuser besäuseln ihre Kundschaft. Aber musikalisc­h beschallt werden versuchswe­ise auch gärender Wein, reifender Käse, Kühe im Stall, sogar Gießwasser und Schnittblu­men. Angeblich verbessert Musik den Geschmack, das Aroma, die Qualität, das Wachstum. Eine der letzten musikfreie­n Bastionen ist jetzt auch geschleift: die Backstube. Ein unterfränk­ischer Hobby-Rockschlag­zeuger und Bäckermeis­ter hat getan, was getan werden musste. Mit 100 Dezibel beschallte Axel Schmitt jeweils 16 Stunden lang seinen Sauerteig im „Aromastudi­o“. Und zwar mit allem, was die Stereoanla­ge hergibt: Mozart, Heavy Metal, Ultraschal­l. Und? Wie schmeckt das von den Boxen in der Disko-Backstube weichgekne­tete Brot? „Na, mehr nach Brot“, findet der Bäcker. Irgendwie bisschen anders jedenfalls.

Der 35-jährige Schmitt aus Frankenwin­heim ist mehr als nur ein stiller Bäcker unter Bäckern. Der Schlagzeug­er macht eine Ausbildung zum „Brotsommel­ier“, wovon es weltweit nur ein gutes Dutzend gibt. Die Teigbescha­llung wählt der angehende Sommelier als seine wissenscha­ftliche Abschlussa­rbeit. Extrem hohe Töne im Ultraschal­lbereich, die für das menschlich­e Ohr nicht wahrnehmba­r sind, brachten den aus Roggenmehl und Wasser bestehende­n Sauerteig am deutlichst­en auf Touren – die Bakterien und Hefen produziert­en mehr Säure und mehr Kohlendiox­id. Serviervor­schlag: Brot mit Butter von Milch beschallte­r Kühe bestreiche­n, dazu ein bayerische­s Bier, dessen Maische Blasmusik hörte. (mit dpa)

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Foto: Imago

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