Mittelschwaebische Nachrichten
Der Neue auf dem Limburger Domberg
Georg Bätzing hat den wohl schwierigsten Job der katholischen Kirche übernommen. Er ist Nachfolger des skandalumwitterten Franz-Peter Tebartz-van Elst
Es gibt Einfacheres in der deutschen katholischen Kirche, als Bischof von Limburg zu sein. Das beginnt schon mit der Frage, wo man wohnt, und führt immer wieder zu der Frage: Wie um Himmels willen stellt man es an, dass hier – zwischen Köln und Frankfurt am Main – Frieden in Kirchenkreisen einkehrt? Noch heute genügt es, den Namen Franz-Peter Tebartzvan Elst auch nur zu nennen, und die Emotionen kochen hoch.
Für die einen ist der frühere Limburger Bischof zum Inbegriff für alles geworden, das sie am Katholizismus verwerflich finden; für die anderen ist er das Opfer einer antikatholischen Medienkampagne.
Georg Bätzing, seit 2012 Generalvikar im Nachbarbistum Trier, ist Tebartz-van Elsts Nachfolger. Gestern wurde er in sein Amt eingeführt und zum Bischof geweiht. Man kann sagen: Bis jetzt hat der 55-Jährige vieles richtig gemacht. Weil er vieles grundlegend anders macht.
Das beginnt schon mit dem, was er in Interviews sagte, und setzte sich bis zur Wahl seines Bischofsrings und -stabs fort: Der Ring ist hauptsächlich aus Silber. Und in den Stab aus Buchsbaum ist ein Bergkristall integriert, auf den Bilder „normaler Menschen“eingraviert worden seien, wie der Goldschmied erklärte, der den Stab schuf.
Das ist Programm: Bischof Bätzing gibt sich bescheiden und will für die Menschen da sein. „Congrega in unum“(Führe zusammen) lautet sein bischöflicher Wahlspruch – Tebartz-van Elst hat ihm ein gespaltenes Bistum hinterlas- sen, als er 2014 zurücktrat. Die Vorwürfe: Er habe den Bau des neuen Bischofssitzes auf dem Limburger Domberg durch Sonderwünsche massiv verteuert und die Kosten in Höhe von 31 Millionen Euro verschleiert. Als Bischof sei er zu autoritär gewesen, zu abgehoben: Er war Erste Klasse nach Indien geflogen. In einem Bätzing-Porträt auf der Internetseite des Bistums wird betont: Er ist ein „Teamplayer, für den Beratung, Delegation, Verlässlichkeit, Ernstnehmen und Wertschätzen Schlüsselbegriffe sind“. Bätzing weiß, dass die Erwartungen hoch sind. Er bleibt gelassen, sagt, er sei „kein Herkules“, sagt: „Ich will so bleiben, wie ich bin.“Wie er so ist, der Mann aus dem südwestfälischen Kirchen (Sieg)? Wegbegleiter beschreiben ihn als freundlich, unaufgeregt, zupackend. Als bodenständig. Ein Peugeot-207-Fahrer. Er liebe es, im Garten zu arbeiten, sagt er. Er singt gerne, spielt Klavier und Orgel. Was er wohl von seinem Vater hat, Bahnangestellter und Chorleiter. Er sieht sich als Familienmensch, seine Cousine ist die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD).
So einer passt nicht in einen 31-Millionen-Bau. Er werde dort zwar arbeiten, kündigte er an, wohnen werde er aber in einem 50erJahre-Einfamilienhaus. In seiner ersten Ansprache als Bischof sagte Bätzing dann, er hoffe darauf, dass Versöhnung wachsen könne zwischen den Menschen im Bistum und ihrem früheren Bischof. Der war nicht vor Ort. Daniel Wirsching