Mittelschwaebische Nachrichten
AfD erklärt sich zum Sieger
Echte Euphorie bricht trotzdem nicht aus
Berlin Auch wenn es nur für den fünften Platz gereicht hat: Die AfD erklärt sich zum eigentlichen Gewinner dieser Wahl. Bei der ersten Hochrechnung kriecht der blaue Balken immerhin bis zur Zwölf. Der Jubel, der bei der Wahlparty in einer nur halb gefüllten gutbürgerlichen Berliner Gaststätte ertönt, ist aber eher verhalten. „Man kann jetzt nicht überall die CDU überholen“, sagt Beatrix von Storch, die den Berliner Landesverband gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten Georg Pazderski leitet. Die AfD-Leute sind erfolgsverwöhnt. Schließlich war es ihnen zwei Wochen zuvor gelungen, in Mecklenburg-Vorpommern auf den zweiten Platz vorzustoßen.
Pazderski steigt auf das kleine Podium. Der Ex-Militär ist wie immer betont korrekt gekleidet, höflich und versöhnlich. Er dankt sogar dem abgewählten AfD-Landesvorsitzenden Günter Brinker. Dann ruft er seinen Mitstreitern zu: „Ran an die Buletten, wir schaffen das.“Das ist ja in leicht abgewandelter Form dieser Satz der Kanzlerin, über den sie sich bei der AfD so gerne aufregen. Aber das fällt so richtig niemandem auf. „Wir müssen unser Land, unsere Heimat, davor bewahren, noch weiter ausgemerkelt zu werden“, sagt AfD-Chef Jörg Meuthen. Diejenigen Parteifreunde, die zuhören, lachen und klatschen. Der Rest plaudert hinten im Saal weiter. Dabei gibt sich Meuthen, der ja eigentlich als „Wirtschaftsliberaler“in die Parteispitze gewählt worden war, alle Mühe, auch jene mitzunehmen, die aus Burschenschaften und rechten Netzwerken zur AfD gekommen sind. Mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr, sagt er, nur die AfD könne dafür sorgen, dass die Deutschen ihr Land auch in Zukunft „noch wiedererkennen“.
Besonders laut wird bei der AfD immer dann geklatscht, wenn von einem der drei großen Feindbilder der Partei die Rede ist: die etablierten Parteien, die Medien und Linksautonome. Anders als bei der zweiten Parteivorsitzenden Frauke Petry gehört die Medienschelte bei Meuthen aber nicht zum Standardrepertoire.
Dafür sagt er noch einen Satz, den er wohl ernst meint, auch wenn ihn der eine oder andere Kritiker fast schon als Satire verstehen könnte: „Eine klarere Abgrenzung gegen rechtsextreme Tendenzen, als meine Partei das vornimmt, ist nicht denkbar.“(dpa)