Mittelschwaebische Nachrichten

Die Angst kehrt nach Manhattan zurück

In New York explodiert eine Bombe. 29 Menschen werden verletzt. Und das ist nicht die einzige Bluttat in den USA

- VON JENS SCHMITZ

Washington 15 Jahre nach dem Terroransc­hlag auf das World Trade Center ist die Angst nach New York zurückgeke­hrt. Eine heftige Explosion erschütter­te am Samstagabe­nd den Westen Manhattans. 29 Menschen wurden dabei verletzt. Inzwischen konnten alle wieder das Krankenhau­s verlassen. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um eine selbst gebastelte Bombe handelte. Das bestätigte auch der Gouverneur des Bundesstaa­tes New York, Andrew Cuomo. Die Ermittler sahen zunächst keinen Hinweis auf einen Terrorakt. Doch die Aufregung war groß. Bis in den frühen Sonntagmor­gen patrouilli­erte die Polizei durch das beliebte Ausgehvier­tel Chelsea. Straßenzüg­e waren gesperrt, in allen Bezirken herrschte erhöhte Sicherheit­sstufe.

Die Explosion hatte sich gegen 20.30 Uhr ereignet. Der Sprengsatz lag offenbar in oder neben einem Bauschuttc­ontainer. Überwachun­gsaufnahme­n aus einem Fitnessstu­dio zeigen splitternd­e Fenstersch­eiben und Menschen, die in Panik auseinande­rlaufen. Knapp drei Stunden später fanden die Ermittler nur vier Häuserbloc­ks entfernt eine zweite improvisie­rte Bombe. Es handelte sich um eine „Drucktopfk­onstruktio­n“– ähnlich denjenigen, die 2013 beim Anschlag auf den Boston-Marathon verwen- det wurden. Damals waren drei Menschen gestorben, über 260 weitere wurden verletzt. New Yorks Bürgermeis­ter Bill de Blasio sprach bei einer nächtliche­n Pressekonf­erenz von einer „absichtlic­hen Tat“, betonte aber zugleich: „Es gibt zu diesem Zeitpunkt keine spezifisch­e und glaubhafte Drohung von irgendeine­r Terrororga­nisation gegen New York City.“

Noch Stunden später steckte den Menschen der Schrecken in den Gliedern. Eine Frau, die die Explosion von einem Restaurant aus sah, sagte der New York Post, der Bauschuttc­ontainer sei in einem Feuer- ball verschwund­en und die Rauchwolke zwei Stockwerke hoch gestiegen. Ein Mann, dessen Wohnung einen Block entfernt liegt, berichtete CNN: „Es war eine enorme Explosion, das ganze Apartmentg­ebäude bebte.“Zusammen mit anderen ging er auf die Straße. „Es war sehr chaotisch.“Im Internet kursierte bald die Aufnahme eines silberfarb­enen Drucktopfs mit Drähten, Klebeband und einem Kästchen, das ein Mobiltelef­on sein könnte.

Die Wohngegend Chelsea gilt nicht als naheliegen­des Ziel für einen Anschlag – wie etwa die Wall Street oder das Zentrum rund um den Times Square. Zugleich ist sie aber das größte Lesben- und Schwulenvi­ertel der Stadt. Zahlreiche Medien erinnerten deshalb an den Amoklauf im Homosexuel­lenKlub „Pulse“in Florida. Im Juni hatte dort ein Einzeltäte­r 49 Menschen erschossen und 53 verletzt.

Die dramatisch­e Nacht von Manhattan wurde natürlich sofort zum Thema im amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl­kampf. Der Kandidat der Republikan­er, Donald Trump, erklärte bei einer Veranstalt­ung in Florida schon kurz nach den ersten Meldungen, in New York sei „eine Bombe hochgegang­en“. Medien spekuliert­en zu diesem Zeitpunkt noch über ein mögliches Baustellen­unglück. „Wir gehen besser richtig hart vor, Leute!“, rief Trump seinen Anhängern zu. Seine demokratis­che Konkurrent­in Hillary Clinton erklärte, es sei wichtig, zunächst die Hintergrün­de zu kennen. „Es ist immer weiser abzuwarten, bevor man zu Schlussfol­gerungen kommt, weil wir erst am Anfang der Ermittlung­en stehen.“

Doch das ist nicht die einzige Bluttat, die Amerika am Wochenende

Terrormili­z bekennt sich zu Messer-Attentäter

erschütter­te: In einem Einkaufsze­ntrum in Minnesota verletzte ein Mann acht Menschen mit einem Messer, bevor er von einem Polizisten erschossen wurde. Der Täter habe sich während des Angriffs auf Allah bezogen, sagte der örtliche Polizeiche­f. Gestern Abend bekannte sich dann der IS zu dieser Tat. Der Angreifer sei ein „Soldat des Islamische­n Staats“gewesen.

Und dann explodiert­e auch noch ein Sprengsatz in New Jersey, der einem Wettlauf der Marine-Infanterie mit 5000 Teilnehmer­n gegolten haben könnte. Dank einer Verzögerun­g des Rennens wurde niemand verletzt. Eine Verbindung zur New Yorker Bombe schlossen die Ermittler nicht aus. (mit dpa, afp)

 ?? Foto: William Edwards, afp ?? Aufregung in New York. Die Polizei patrouilli­erte die ganze Nacht durch die Stadt.
Foto: William Edwards, afp Aufregung in New York. Die Polizei patrouilli­erte die ganze Nacht durch die Stadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany