Mittelschwaebische Nachrichten
Tengelmann droht die Zerschlagung
90 Millionen Euro Verlust in diesem Jahr
Düsseldorf Der Plan für die Zerschlagung von Kaiser’s Tengelmann steht. Dutzende Filialen stehen zur Schließung an, tausende Beschäftigte werden ihren Job verlieren, schreibt die Bild am Sonntag. Vor allem werde es Nordrhein-Westfalen hart treffen: 3000 der 4000 Mitarbeiter dort müssten wohl gehen, bestätigte eine mit der Sache vertraute Person am Sonntag. Beraten wird der Plan am kommenden Freitag vom Aufsichtsrat. Die Hoffnungen ruhen nun auf einem Krisengipfel mit allen Beteiligten des Übernahme-Dramas. Neben den Vertretern Tengelmanns sollen Edeka, Konkurrent Rewe und die Gewerkschaft Verdi am Tisch sitzen. Der genaue Termin und der Ort des Spitzentreffens sind noch unbekannt.
Grund für die Misere ist die festgefahrene Fusion von Kaiser’s Tengelmann mit Edeka. Der Zusammenschluss liegt derzeit auf Eis und wird vor Gericht geklärt. SPDWirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte mit einer Ministererlaubnis den Weg für die vom Kartellamt untersagte Fusion wieder frei gemacht. Das Oberlandesgericht Düsseldorf kassierte diese Erlaubnis aber ein. Edeka und Gabriel sind anschließend vor den Bundesgerichtshof gezogen. Der will am 15. November eine erste Entscheidung treffen.
Ob Tengelmann so lange warten kann, ist offen. Die Lage der Kette spitzt sich zu. Die Geschäftsführer rechnen allein in diesem Jahr mit Verlusten von rund 90 Millionen Euro, wie aus einem Brief an Eigentümer Karl-Erivan Haub vom 6. September hervorgeht. „Es bedarf
Viele Mitarbeiter laufen davon
keiner dezidierten Planung, dass sich dieses Ergebnis im kommenden Geschäftsjahr weiter deutlich verschlechtern wird“, heißt es im Schreiben. Habe es im Oktober 2014 noch 475 Filialen gegeben, werde die Zahl Ende 2016 auf 405 gesunken sein. Die Schließung weiterer 25 Filialen sei für 2017 bereits geplant. Zudem verliere man weiter Mitarbeiter. „Besonders kritisch ist die Situation in unserer Region Nordrhein“, heißt es im Brief.
Monatelang dürfte sich das Drama aber nicht hinziehen. Wenn am kommenden Freitag der Tengelmann-Aufsichtsrat tagt, um über den Zerschlagungsplan zu reden, will Eigentümer Karl-Erivan Haub vorschlagen, Dutzende unrentable Filialen zu schließen. (dpa)