Mittelschwaebische Nachrichten
Lohnt sich Sparen noch?
Angesichts der niedrigen Zinsen geben viele Deutsche ihr Geld lieber aus. Das ist aber keine Lösung
Die Deutschen waren immer die Sparfüchse Europas. Früher war es üblich, dass die Sparkassen Kindern in der ersten Klasse eine Sparbüchse und das erste Sparbuch überreichten. Inzwischen hat sich das geändert. Nach der neuesten Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung legt nur noch jeder Zweite regelmäßig Geld auf die Seite. Im Jahr zuvor waren es noch 65 Prozent aller Deutschen.
Bei vielen ist es die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die dazu führt, dass die Lust am Sparen sinkt. Was also tun? Trotzdem sparen? Oder das Geld mit vollen Händen ausgeben? Letzteres ist sicher keine Lösung. Zwar treibt es die Konjunktur an – aber Vorsorge ist dennoch wichtig. Denn der Einzelne kann nicht da- rechnen, dass seine gesetzliche Rentenversicherung alle Bedürfnisse im Alter abdeckt. Sparen ist aber nicht gleich Sparen: Der Dauerauftrag auf das Sparbuch ist sicher im Moment nicht sehr lohnenswert. Dort gibt es bei den meisten Banken gar keine Zinsen mehr. Ein Tages- oder Festgeldkonto rentiert sich mehr. Immerhin gibt es zurzeit eine sehr geringe Inflation, sodass selbst ein ganz niedriger Zins von unter einem Prozent einen gewissen Wertverlust durch die Inflation ausgleicht.
Wer in Aktien oder Aktienfonds investiert, kann zurzeit eine relativ hohe Rendite erwirtschaften. Bei vielen Aktien liegt die Dividendenrendite bei über vier Prozent. Dies gilt sogar bei Wertpapieren, die im deutschen Leitindex notiert sind. Allerdings ist mit Aktien auch ein gewisses Risiko verbunden.
Gerne werden gerade in unruhigen Zeiten Anlagen in Gold und Silber gewählt. Beides ist mit Sicherheit eine Anlage in einen Sachwert, sie bringt aber keine Zinsen. Man kann kein Stück vom Goldbarren abbeißen. Edelmetalle unterliegen außerdem Kursschwankungen. Die Investition in Unternehmensanleihen war für viele Anlemit ger die letzte Chance, hohe Zinsen zu bekommen. Viele Anleger waren der Meinung, dass gerade Anleihen von ökologisch orientierten Unternehmen wie Wind- und Solarparks etwas für die Zukunft sind. Diese Versprechen wurden oftmals nicht gehalten. Viele dieser Anlagen sind inzwischen wertlos, da die Unternehmen in die Insolvenz gerutscht sind. Der jüngste Fall ist die KTG Agrar SE, die über ein Insolvenzverfahren bei Weiterlaufen des Betriebes eine Restrukturierung versucht. Ob diese gelingt, kann zurzeit niemand vorhersagen.
Was kann der Sparer also tun? Fest steht: Geld zurücklegen lohnt sich noch immer, da man ein Vermögen anhäufen kann. Um gut aufgestellt zu sein, sollte man seine Anlagen streuen. Damit hat sowohl das Tages- oder Festgeldkonto wie auch eine Anlage in Aktien und Anleihen, aber auch eine Anlage in Sachwerte wie Edelmetalle seine Berechtigung. Je nach Risikoneigung kann man die einzelnen Positionen gewichten. Je jünger man ist, desto eher kann man auf Risiko setzen. Es gilt immer noch der Grundsatz: Zieht man das Lebensalter von der Zahl hundert ab, erhält man den Prozentsatz, der zeigt, wie hoch der Anteil der risikoreichen Anlagen am Gesamtportfolio sein sollte.