Mittelschwaebische Nachrichten
Unfall wird Verbrecher zum Verhängnis
Am Mittwoch wird in Straubing eine Schwangere getötet. Der 39-jährige Verdächtige ist tagelang auf der Flucht. Doch dann wird er in Günzburg von einem Lkw angefahren
Günzburg Er war tagelang auf der Flucht, jetzt ist dem mutmaßlichen Mörder einer Hochschwangeren im Landkreis Straubing ein Verkehrsunfall zum Verhängnis geworden. Der 39-Jährige, der seine 45-jährige Ex-Geliebte am vergangenen Mittwoch mit einem Messer umgebracht haben soll (wir berichteten), wurde in der Nacht zum Samstag im 200 Kilometer entfernten Günzburg festgenommen. Seine filmreife Odyssee mit dem Auto und zuletzt zu Fuß endete an einer Unterführung auf der B 16, als er von einem Lastwagen erfasst und schwer verletzt wurde. Im Krankenhaus erkannten ihn Polizisten als Tatverdächtigen, er kam in Untersuchungshaft.
Franz-Xaver H. wurde tagelang von der Polizei gesucht. Ihm wird vorgeworfen, die im siebten Monat schwangere Mutter am Mittwoch in Kirchroth (Landkreis Straubing-Bogen) mit einem Messer angegriffen ihr mehrere Stich- und Schnittverletzungen zugefügt zu haben. Ihr Ehemann fand sie schwer verletzt im gemeinsamen Haus. Rettungskräfte brachten die 45-Jährige noch in eine Klinik, wo sie jedoch kurze Zeit später ihren Verletzungen erlag. Das ungeborene Kind war bereits direkt nach der Tat gestorben.
Die Polizei ermittelte ihren 39-jährigen Bekannten wenige Stunden nach dem Verbrechen als Tatverdächtigen und startete eine öffentliche Fahndung. Nach Aussagen der Staatsanwaltschaft Straubing soll es immer wieder Probleme zwischen dem 39-Jährigen und dem Opfer gegeben haben, er habe das Ende der Beziehung „nicht so ganz hinnehmen wollen“.
In Oberzeitldorn, dem Tatort, brodelte sofort die Gerüchteküche. Demnach soll wiederholt ein Mann in Tatortnähe zwischen einem Zaun und einem Holzstoß gesehen worden sein. Auch ein fremdes Auto habe in der Nacht öfter in unmittelbarer Nähe zum Haus des Opfers geparkt. Nach Angaben der Polizei war der Mann tagelang auf der Flucht. „Es gab Hinweise aus dem Raum Straubing, aus ganz Deutschland und sogar aus Italien“, sagte am vergangenen Freitag ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern.
Die Flucht des mutmaßlichen Verbrechers nahm schließlich am Freitag ein bizarres Ende. Am Vormittag meldeten Straßenarbeiter, dass sie einen Mann betrunken und schlafend auf einem Grünstreifen nahe der Autobahn 7 bei Illertissen (Kreis Neu-Ulm) entdeckt hätten. Er habe eine Kopfwunde und keine Ausweispapiere bei sich.
Gegenüber dem Rettungsdienst zeigte sich der Unbekannte so unkooperativ und aggressiv, dass die Ärzte ihn in die Neurologie des Beund zirkskrankenhauses Günzburg verlegten. Doch bevor er dort behandelt werden konnte, türmte der Patient gegen 18 Uhr aus dem Krankenhaus. Klinik-Mitarbeiter informierten die Polizei und gaben eine Personenbeschreibung durch. Daraufhin begann eine groß angelegte Vermisstensuche mit Hubschrauber. Noch während diese lief, passierte gegen 20 Uhr der Unfall auf der B 16. Der Flüchtige war an der Unterführung vom rechten Windabweiser eines Lastwagens erfasst worden. Er wurde mit schweren, aber nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Noch am Abend stellte die Polizei die Identität des Mannes fest. Die Beamten machten keine Angaben, ob sich der Tatverdächtige bereits zum Vorwurf geäußert hat. „Derzeit steht die medizinische Versorgung und die Suche nach dem Auto im Vordergrund“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag.
Schlafend und betrunken an der Autobahn gefunden