Mittelschwaebische Nachrichten
Ein deutliches Bürgervotum für die Skischaukel
Es konnten zwar nur die wenigen Einheimischen abstimmen. Aber die stehen hinter Tourismusprojekt
Balderschwang/Obermaiselstein Es war wohl einer der kleinsten Bürgerentscheide, die es in Bayern je gab – zumindest im Hinblick auf die Zahl der Wahlberechtigten. Und doch hat der Urnengang am Sonntag in den beiden Dörfern Obermaiselstein und Balderschwang überregionales Interesse ausgelöst. Denn im Vorfeld hatten sich Befürworter und Gegner des Projekts landesweit zu Wort gemeldet und das Vorhaben wiederholt den Landtag befasst.
Die beiden Gemeinden halten den Zusammenschluss der Skigebiete für notwendig, um den Wettbewerb mit anderen Skigebieten nicht zu verlieren. Kritiker dagegen verweisen darauf, dass die höchste Schutzzone C des bayerischen Alpenplans tangiert wird. Und dort darf es eigentlich keine Infrastruktur-Neuerschließungen geben. Die Kritiker, darunter auch der Alpenverein, befürchten einen Präzedenzfall. Denn noch nie sei seit Bestehen des bayerischen Alpenplans in die Schutzzone C eingegriffen worden. Zu den Zahlen:
1092 Bürger waren gestern in den beiden Oberallgäuer Gemeinden aufgerufen, ihre Stimme abzugeben – 829 in Obermaiselstein, 263 in Balderschwang.
Die Wahlbeteiligung lag in Obermaiselstein bei 72,9 Prozent, im kleinen Balderschwang bei 65,8 Prozent.
Für die Skiverbindung votierten in Obermaiselstein 68,3 Prozent, in Balderschwang 85 Prozent.
„Das Ergebnis zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die Unterstützung der Bevölkerung haben“, sagte der Balderschwanger Bürgermeister Konrad Kienle gestern Abend nach der Auszählung: „Wir leben seit Generationen von der Natur und wissen, wie wir mit ihr umgehen.“Von einem „sehr guten Ergebnis“sprach der Obermaiselsteiner Rathauschef Peter Stehle. „Wir erwarten, dass der Bürgerwille jetzt auch umgesetzt wird.“Er wolle, dass die Jugend auch in Zukunft im Tourismus genug Möglichkeiten habe, „um hier weiterzuleben.“
Zufrieden mit dem Ergebnis zeigte sich auch Ex- Skirennläufer Berni Huber, jetzt Geschäftsführer der Grasgehren-Skilifte: „Es ist eine Bestätigung für uns, dass der gemeinsame Weg der richtige war.“Die Unterstützung der Bürger sei „ein gutes Gefühl“.
Anders bewertete Bund-Naturschutz-Landesvorsitzender Hubert Weiger das Ergebnis: „Das zeigt, dass gerade in Obermaiselstein deutlich weniger Bürger hinter dem Liftprojekt stehen, als immer behauptet wurde“, sagte er gestern Abend. Die Staatsregierung könne daraus keine Rechtfertigung ableiten, den Alpenplan zu verändern. Schließlich betreffe dieser auch deutlich mehr Menschen als die wenigen gestern abstimmungsberechtigten Bürger.
Weiger erneuerte die Ankündigung des Bund Naturschutz, gegen den Skigebiets-Zusammenschluss auch gerichtlich vorzugehen. „Es stimmt uns besorgt, dass die Staatsregierung das Votum von 0,001 Prozent der Bevölkerung zum Anlass nehmen könnte, den über viele Jahrzehnte bewährten Alpenplan aufzuweichen“, erklärte Alpenvereins-Pressesprecher Thomas Bucher in München.
Michael Finger vom örtlichen Bund Naturschutz ist gespannt, wie die Bayerische Staatsregierung „den gordischen Knoten löst, den sie geknüpft hat“. Eine Aufweichung der Schutzzonen des über 40 Jahre alten bayerischen Alpenplans würde jedenfalls zu geharnischten Protesten der Naturschutzorganisationen führen. (sho, mig, mun)
Der Bund Naturschutz warnt die Staatsregierung