Mittelschwaebische Nachrichten
Von wegen kein Kleber, der klebt
Sich über unsere liebsten Nachbarn und Verwandten, die Österreicher, lustig zu machen, ist gar nicht nett. Schließlich sind wir einander – und zwar nicht erst seit der Franzl aus Wien die Sissi aus Possenhofen freite – in historischer Schicksalsgemeinschaft verbunden. Manchmal aber ist ein offenes Wort unvermeidlich – Veltliner hin, Marillenknödel her.
Es geht um die Sache mit den Tüten und dem Kleber. Schlimm genug, dass in der Alpenrepublik schon die erste Präsidentenwahl versaubeutelt wurde. Das war schon mal keine Werbung für die Demokratie, die weltweit ohnehin in der Defensive ist. Richtig peinlich ist, dass nun auch der zweite Anlauf nicht klappte, weil sich die Kuverts für die Stimmzettel angeblich nicht ordentlich zupappen lassen. Die bange Frage lautet: Sollte es wirklich nur ein bedauerlicher Zufall gewesen sein, dass Österreich mit nur einer Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in Rio hinter so bedeutenden Sportnationen wie Grenada, Burundi und Tadschikistan gelandet ist?
Am schlimmsten aber ist, dass die Sache mit dem Kleber, der nicht klebt, höchst unglaubwürdig ist. Jeder bayerische Autofahrer weiß, dass die Behörden in der rot-weißroten Alpenrepublik über einen höchst effektiven Kleber verfügen. Ohne Spezialwerkzeug („Pickerlkratzer“) sind die Autobahn-Vignetten nicht von der Windschutzscheibe zu kriegen. Da muss doch was anderes hinter Wahlpanne Nummer zwei stecken!?
Doch jetzt Schluss mit dem ÖsiBashing. Man darf es nicht übertreiben. Andernfalls kommen unsere liebsten Nachbarn und Verwandten noch auf die Idee, die Frage zu stellen, warum die CSU in Bayern die Sache mit der Pkw-Maut in Deutschland immer noch nicht hingekriegt hat.