Mittelschwaebische Nachrichten
Zittersieg gegen Polen
Das deutsche Davis-Cup-Team schafft den Klassenerhalt. Danach tritt ein Routinier zurück
Berlin Dank Matchwinner Jan-Lennard Struff hat sich das deutsche Davis-Cup-Team zum Weltgruppen-Verbleib gekrampft und den dritten Sturz in die Zweitklassigkeit gerade noch vermieden. Nach dem verspielten 2:0-Vorsprung im Relegationsspiel gegen Außenseiter Polen rettete Struff den ersatzgeschwächten Gastgebern in Berlin den knappen 3:2-Erfolg.
„Ich habe als kleines Kind davon geträumt, jetzt bin ich hier – das ist Wahnsinn“, sagte Struff. Im entscheidenden letzten Einzel siegte er am Sonntag 7:6 (7:4), 6:4, 6:1 gegen den Weltranglisten-329. Hubert Hurkacz und gewann damit auch sein zweites Match des Wochenendes.
Nach dem verwandelten Matchball hüllte sich Struff unter dem Beifall der 2700 Fans und des erleichterten deutschen Teams im SteffiGraf-Stadion in eine schwarz-rotgoldene Fahne. „Er kann sehr, sehr stolz auf sich sein“, sagte Kapitän Michael Kohlmann.
Zuvor hatte der nervenschwache Mayer 2:6, 6:4, 2:6, 3:6 gegen Außenseiter Kamil Majchrzak verloren. Nach der Partie verkündete der demnächst 33 Jahre alt werdende Bayreuther seinen schon zuvor beschlossenen Abschied aus dem Davis-Cup-Team.
Am Samstag hatten Daniel Brands und der starke Debütant Daniel Masur im Doppel 7:6 (7:5), 6:4, 3:6, 4:6, 2:6 gegen die Spezialisten Lukasz Kubot und Marcin Matkowski verloren. So hätte es fast noch die Quittung für die Absagen von Alexander Zverev und Dustin Brown und den Ausfall des verletzten Philipp Kohlschreiber gegeben.
Eine Woche nach dem strahlenden US-Open-Triumph von Angelique Kerber verhinderte Struff unerwünschte Negativschlagzeilen für das deutsche Tennis. Der 67. der Weltrangliste zeigte von Beginn an eine ganz andere Körpersprache als Mayer, der dem Druck nicht mehr gewachsen war.
„Wenn er sein Spiel durchziehen kann, glaube ich immer noch, dass wir das gewinnen können“, hatte Kohlmann, mit dem die Zusammenarbeit auch im kommenden Jahr weitergehen soll, vor dem entscheidenden Einzel von Struff verkündet. „Er hatte dieses Vollgas in sich selbst und hat das drei Sätze durchgezogen“, erklärte er nach der zweistündigen Partie.
Zwar konnte Struff im ersten Satz bei Führungen von 5:4 und 6:5 nicht seinen Aufschlag durchbringen, setzte sich dann aber im Tiebreak durch. Der 26 Jahre alte Sauerländer machte danach das 0:2 im zweiten Satz sofort wett und profitierte beim Satzball von einem Rückhandfehler von Hurkacz. Der 19-jährige Pole bot wie bei seiner Niederlage am Freitag gegen Mayer nach besten Kräften Paroli, half Struff aber auch in entscheidenden Momenten unfreiwillig. Der Warsteiner verfügte insgesamt sowieso über mehr Power und wirkte auf dem Sandplatz im Grunewald selbstbewusster.
Der sensible Mayer verkündete nach seiner verzagten Vorstellung gegen den Weltranglisten-277. Majchrzak seinen Abschied. „Es war eine lange Reise und eine schöne Zeit für Deutschland. Ich möchte den Weg freimachen für die nächste Generation“, sagte der 2004 erstmals eingesetzte Mayer nach der neunten Niederlage im 19. DavisCup-Einzel. Auf der ATP-Tour soll es aber für den Turniersieger von Halle noch weitergehen. (dpa)