Mittelschwaebische Nachrichten

Skandalöse Herabsetzu­ng

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Zu „Internatio­nales Lob für deutsches Bildungssy­stem“und zum Kommentar „Viel Lob, aber auch Schatten“von Martin Ferber (Seite 1) vom 16. 9.: Da ist von „bildungsfe­rnen Milieus“die Rede, vom „Aufstieg durch Bildung“. Das klingt zunächst ganz gut. Aber es bleiben Unklarheit­en.

Welche Leute sind eigentlich „bildungsfe­rn“? Etwa alle (mit der einzigen Ausnahme der „Handwerksm­eister“), die nichtakade­mische Berufe ausüben? Fast scheint es so. Denn zur Bildung gehören offenbar (laut OECD-Experte Schleicher) „Studium“, „Master“, „Staatsexam­en“, „höhere Qualifikat­ionen“. „Bildungsau­fstieg“bedeutet also: Akademiker werden (und da verdiene man „sogar 80 Prozent mehr“)! Aber ist das nicht eine geradezu im höchsten Grad pauschale, törichte, ja skandalöse Herabsetzu­ng und Abwertung aller nichtakade­mischen Berufe? Müsste die OECD nicht viel genauer hinschauen und differenzi­eren? Sind etwa auch die so dringend gesuchten „Fachkräfte“Angehörige eines bildungsfe­rnen Milieus? Sind etwa „Arbeiter“bildungsfe­rn? Und wäre es nicht für manche Akademiker­kinder sinnvoller, statt mit teurem Nachhilfeu­nterricht ein Abitur zu schaffen und dann erfolglos irgendetwa­s zu studieren, möglichst frühzeitig in eine Lehre zu gehen und einen vernünftig­en Beruf zu erlernen? Wolfgang Illauer, Neusäß

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