Mittelschwaebische Nachrichten
Tengelmann-Beschäftigte bangen
Der Supermarktkette droht nun eine Zerschlagung. Denn auch der Krisengipfel bringt keinen Durchbruch
Düsseldorf Der Krisengipfel zur Zukunft der angeschlagenen Handelskette Kaiser’s Tengelmann hat gestern Abend keinen Durchbruch gebracht. Die Beteiligten teilten nach dem rund dreistündigen Treffen mit, man sei einig, „die Gespräche zeitnah fortzuführen“. Ein Termin oder Ort wurde nicht genannt. Ziel sei es, „eine für alle Beteiligten und die Beschäftigten von Kaiser’s Tengelmann tragfähige, gemeinsame Lösung zu finden.“Inhalte des Treffens drangen nicht nach außen.
Die Chefs von Edeka, Tengelmann und Rewe waren mit Gewerkschaftsvertretern zusammengekommen, um über die Kette mit über 15 000 Arbeitsplätzen zu beraten. Am heutigen Freitag könnte der Tengelmann-Aufsichtsrat allerdings bereits die Zerschlagung des Unternehmens besiegeln. Damit wären bis zu 8000 Arbeitsplätze gefährdet. Der Betriebsrat von Kaiser’s Tengelmann fordert den Erhalt der defizitären Supermarktkette. „Statt Zerschlagungsszenarien brauchen wir ein Fortführungskonzept, das trägt, bis die Gerichte entschieden haben, oder es eine Einigung aller Beteiligten gibt“, sagte Manfred Schick, Aufsichtsratsmitglied und Betriebsratsvorsitzender der Region München/Oberbayern, der Wirtschaftswoche. Für die schwierige Situation des Unternehmens macht Schick auch Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub verantwortlich: „Klar trägt der Eigentümer Verantwortung für die Lage.“
Branchenprimus Edeka sowie Kaiser’s Tengelmann hatten ihre Fusion vor etwa zwei Jahren beschlossen. Das Bundeskartellamt legte wegen Wettbewerbsbedenken sein Veto ein, das Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) über eine sogenannte Ministererlaubnis aushebelte. Rewe hatte beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde gegen die Erlaubnis eingelegt und vorläufig recht bekommen. Damit liegt der Deal auf Eis und droht wegen langwieriger juristischer Auseinandersetzungen zu platzen. Der Rewe-Betriebsrat verteidigte das Vorgehen des Handelskonzerns. „Wir bei Rewe haben sehr viel Verständnis für die schwierige Lage, in der sich die Kolleginnen und Kollegen bei Kaiser’s Tengelmann befinden. Aber auch bei unseren Rewe-Mitarbeitern – vor allem in Berlin und in Bayern – gibt es große Sorgen über die Sicherheit der Arbeitsplätze“, teilte Gesamtbetriebsratschef Andreas Ratzmann mit. (dpa) »Leitartikel