Mittelschwaebische Nachrichten
„Grüß Gott“ist kein Glaubensbekenntnis
Was für Christian Stückl bayerisch ist
München Christian Stückl, 54, aus Oberammergau stammender Theaterregisseur und Passionsspielleiter, macht sich über das Grüßen so seine Gedanken. Die Formel „Grüß Gott“etwa sei nicht unbedingt ein Glaubensbekenntnis, sagte der Oberbayer dem aktuellen Magazin des Münchner Volkstheaters. „Bei uns ist das einfach drin.“Auch „Grüß dich“komme von „Grüß dich Gott“. Außerdem sei es üblich zu sagen „Helf Gott“für Gesundheit, „Segne’s Gott“für bitte, für danke „Vergelt’s Gott“. Wer in den Bergen einen Bayern nicht mit „Grüß Gott“, sondern „Hallo“zurück grüße, gebe sich als „Preuße“zu erkennen, erläuterte Stückl.
Über Gott denke der Bayer in diesem Zusammenhang aber nicht nach. Der Theatermann räumte ein, dass er sich bei vielen Leuten bisweilen auch frage, wie er sie grüßen solle. So habe er etwa die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, immer mit „Grüß Gott“begrüßt. „Erst hinterher dachte ich: Ist das eigentlich die richtige Form?“
Deutlich machte Stückl, dass man sich im Dorf zur Begrüßung nicht umarme. Dies werde eher unter Städtern gepflegt. In Oberammergau gebe man sich höchstens die Hand, „aber auch das nicht unbedingt“. Dieser zurückhaltende Körperkontakt lasse sich selbst im katholischen Gottesdienst vor Ort finden. Dort heiße es, „gebt euch als Zeichen des Friedens und der Verbundenheit die Hand“. Das werde aber im Dorf bis heute nicht wirklich gern gemacht. „Da gibt es Alte, die stehen in der Kirche und sagen, das hat’s früher nicht gebraucht, das muss heut auch nicht sein.“Diese Gottesdienstbesucher empfänden das als distanzlos, erläuterte Stückl die Reaktion, und wollten auch nicht dazu gezwungen werden, dem, der gerade neben ihnen stehe, die Hand zu geben. (kna)