Mittelschwaebische Nachrichten
Der ganz andere Mozart
Sohn Franz Xaver und seine Klavierkonzerte
Groß ist der Schatten, der von Wolfgang Amadé auf andere Träger des Namens Mozart fällt. Das gilt nicht nur für Vater Leopold, sondern auch für Franz Xaver, Mozarts jüngsten Sohn, der im Sommer 1791, wenige Monate vor Wolfgangs Tod, zur Welt kam. Früh zeigte sich seine Musikbegabung, und so schlug er, von der Mutter kräftig als neuer Wolfgang Amadeus herausgestellt, den Weg eines Pianisten und Komponisten ein. Wohl auch, um in Wien der Festlegung als bloßer Mozart-Filius zu entkommen, nahm er eine Stelle in Lemberg an, wo er die meiste Zeit seines Lebens blieb, ehe er, zurückgekehrt, 1844 starb. Von seinen Kompositionen sind nur die beiden Klavierkonzerte halbwegs im Gedächtnis geblieben, dies jedoch mit Recht, wie eine neue Aufnahme mit Pianist Howard Shelley zeigt. Dass der Vater Vorbild für Franz Xaver war, ist nicht zu überhören, doch waren die Kompositionen des Sohnes nicht nur Imitate. Vor allem das 1818 entstandene Es-Dur-Konzert schlägt merklich eigene, romantische Töne an. Shelley nimmt den jüngeren Mozart denn auch für vollgültig, lässt ihm spielerische Leichtigkeit und perlende Virtuosität ebenso angedeihen wie Momente der Nachdenklichkeit. Das vom Pianisten geleitete Sinfonieorchester St. Gallen begleitet differenziert, das beigegebene Klavierkonzert von Muzio Clementi rundet die gelungene Produktion ab. (sd) **** *