Mittelschwaebische Nachrichten
Hört auf diesen Komponisten!
Ein neues Großprojekt mit Haydn-Sinfonien
Ein solch langfristiges Projekt in der kurzatmig gewordenen Welt der Klassik-Tonträger lässt aufhorchen. Bis zum Jahr 2032, bis zur Wiederkehr von Joseph Haydns 300. Geburtstag, will der Dirigent Giovanni Antonini auf dem Label Alpha alle 107 Sinfonien des Komponisten auf CD herausbringen. Das ist nicht die erste Gesamteinspielung und auch nicht die erste Interpretation auf historischen Instrumenten (denn mitbeteiligt am Projekt „Haydn 2032“ist das Spezialensemble Il Giardino Armonico). Als originell jedoch darf gelten, dass die Alben nicht nur Haydn-Sinfonik präsentieren, sondern fallweise auch Werke von Zeitgenossen wie Gluck oder C. Ph. E. Bach – sowie wenig bekannte weitere Werke aus Haydns enormem Oeuvre. So geschehen auf dem dritten Album der Reihe, dessen Titel „Solo e pensoso“sich auf eine PetrarcaVertonung bezieht, die ebenso eingespielt wurde wie die Ouvertüre zu „L’isola disabitata“. Im Zentrum aber stehen die Sinfonien Nr. 4, 42, 64: Noch immer im Konzertleben unterrepräsentierte Werke, zu Unrecht, da sie doch nur so sprühen vor Haydns Schöpfergeist – man höre bloß im Kopfsatz von Nr. 42 die angetäuschten Reprisen und wie sie alle wieder schnell vom Thema abschweifen! Das macht Spaß auch wegen des Zugriffs von Antonini und seinen Musikern: Hellwach, spritzig, bei Bedarf delikat feingewirkt und auch mal krachig zugespitzt klingt Haydn hier. Von ihm und aus der Hand dieser Interpreten will man noch viel mehr hören! (sd) *****