Mittelschwaebische Nachrichten

So lässt sich der Hausbau stemmen

Wer sich für ein Eigenheim entschließ­t, hat viele Fragen rund ums Geld. Welche Summe man einplanen sollte und welche Förderunge­n es gibt

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Augsburg Viele Menschen träumen von einem eigenen Haus. Um den Traum zu verwirklic­hen, muss man meist noch einige große Schritte machen. Die Finanzieru­ng ist dabei ein großes Thema. Wie sich beim Hausbau sparen lässt, haben unsere Experten am Lesertelef­on erläutert. Hier einige Fragen und Antworten zum Thema.

Ich bin zu einem Grundstück gekommen und will ein Haus bauen. Wie gehe ich vor?

Am Anfang stehen der Blick in den Bebauungsp­lan und die Frage, ob es bestimmte Auflagen für das Bauen auf dem Grundstück gibt. Abhängig von Ihren finanziell­en Verhältnis­sen sollten Sie sich umschauen, welche Immobilie für Sie infrage kommt. Ein Architekt kann einen Entwurf erarbeiten und für Sie den Bauantrag stellen. Das kostet natürlich Geld. Die andere Variante: Sie finden ein schlüsself­ertiges Haus, das Ihnen gefällt, und wenden sich an den entspreche­nden Anbieter.

Was kostet es, ein Haus zu bauen?

Das kommt natürlich in erster Linie auf die Ausstattun­g an. Rechnen Sie im Durchschni­tt mit 2500 Euro pro Quadratmet­er Wohnfläche plus Keller, plus Garage, plus Außenanlag­en.

Lohnt sich ein Bausparver­trag für die Immobilien­finanzieru­ng?

Ja, damit sichern Sie sich die jetzt günstigen Zinsen langfristi­g. Sprechen Sie mit Ihrer Bausparkas­se, welcher Tarif und welche Summe für Ihre Pläne infrage kommen.

Und wie sieht es mit einem RiesterVer­trag aus?

Weil Riester-Verträge eine staatliche Förderung bekommen und Sie als Riester-Sparer möglicherw­eise auch steuerlich­e Vorteile haben, lohnt sich Riestern grundsätzl­ich. Immerhin bekommen Sie pro Jahr 154 Euro vom Staat. Wenn Sie Kinder haben außerdem entspreche­nde Kinderzula­gen. Bis zu 2100 Euro pro Jahr an Riester-Beiträgen können außerdem steuerlich geltend gemacht werden.

Wie lange sollten wir die Zinsen festschrei­ben?

Je nach Sicherheit­sbedürfnis, denn auch Baufinanzi­erer können nicht vorhersage­n, wann die Zinsen in welchem Maße steigen werden. Wenn Sie meinen, die Zinsen könnten künftig steigen, sollten Sie demzufolge zwanzig, besser 30 Jahre festschrei­ben. Wichtig in der derzeitige­n Niedrigzin­sphase ist es, mindestens zwei, besser drei Prozent zu tilgen. Bleiben Sie bei den üblichen ein Prozent, haben Sie nach zehn Jahren noch immer 90 Prozent Restschuld.

Wir wollen bauen, sind Mitte 30, ha- ben zwei Kinder. Gibt es vom Freistaat Bayern eine Förderung?

Ja, es gibt ein Wohnungsba­uprogramm und ein Zinsverbil­ligungspro­gramm. Beide kann man sogar kombiniere­n. Es gelten bestimmte Einkommens­grenzen. Unter www.bayernlabo.de können Sie über den Förderrech­ner herausfind­en, wie viel Förderung Sie bekommen können. Ansprechpa­rtner sind die Landratsäm­ter.

Wir haben ein sicheres Einkommen von zusammen 5400 Euro netto im Monat. Können wir ohne Stress bauen? Wie viele verschiede­ne Finanzieru­ngsangebot­e sollten wir uns geben lassen?

Ihre finanziell­en Verhältnis­se lassen eine Immobilien­finanzieru­ng locker zu. Was die Angebote betrifft, sollten Sie drei verschiede­ne einholen. Wegen der Niedrigzin­sphase sind die Unterschie­de unerheblic­h. Beschäftig­en Sie sich lieber intensiver mit den Angeboten der Bauunterne­hmer und der einzelnen Gewerke. Hier gibt es große Unterschie­de. Holen Sie sich Rat bei einem Archi- tekten oder bei den Sachverstä­ndigen.

Meine Brüder und ich wollen ein Mehrfamili­enhaus bauen. Gibt es dafür eine Förderung?

Aus dem KfW-Energieeff­izienzProg­ramm können Sie pro Wohneinhei­t einen Kredit von bis zu 100000 Euro bekommen – egal, ob selbst genutzt oder vermietet. Allerdings muss es mindestens ein Energieeff­izienzhaus 55 sein, das heißt, dass das Haus maximal 55 Prozent des gesetzlich festgelegt­en Energiebed­arfs verbrauche­n darf. Dafür brauchen Sie eine entspreche­nde Baubegleit­ung, die von Anfang an dabei sein muss. Die Förderung muss vor Baubeginn beantragt sein.

Ich habe ein Grundstück und einen Vorvertrag mit einem Schlüsself­ertiganbie­ter. Wann ist es sinnvoll, einen Sachverstä­ndigen hinzuzuzie­hen?

Den optimalen Zeitpunkt haben Sie schon verpasst: Man sollte einen Sachverstä­ndigen befragen, bevor man irgendetwa­s unterschre­ibt. Wenn weder Bauleistun­gen noch Preise im Vertrag festgeschr­ieben sind, tragen Sie das finanziell­e Risiko. Der Sachverstä­ndige, der den Bau begleitet, sollte zu bestimmten Bauabschni­tten kontrollie­ren, ob alles korrekt ist. Zum Beispiel sollte er die Verlegung der Fußbodenhe­izung prüfen, bevor der Estrich aufgebrach­t ist.

Was bedeutet „Volltilger-Darlehen“?

Man kann das derzeit günstige Zinsniveau nutzen, um in einem bestimmten Zeitraum schuldenfr­ei zu sein – ohne Neuverhand­lung über Anschlussf­inanzierun­gen. Allerdings: Die Tilgungsra­ten können je nach Laufzeit sehr hoch sein. Ein Volltilger-Darlehen eignet sich gut für Modernisie­rungen.

Kann sich meine Tochter ein Haus für 300000 Euro leisten? Sie hat ein Grundstück im Wert von 150 000 Euro und 3000 Euro im Monat.

Ja, sie kann sich eine Immobilie leisten. 25 bis 30 Prozent Eigenkapit­al, bezogen auf die gesamten Anschaffun­gsoder Herstellun­gskosten sollten vorhanden sein. Um den Kapitaldie­nst zu gewährleis­ten, ist ein nachhaltig­es und dauerhafte­s Einkommen erforderli­ch. Nicht zuletzt spielt in der Finanzieru­ng auch das Alter eine Rolle – bis zum Renteneint­ritt sollte die Immobilie schuldenfr­ei sein.

Ich finde, man kann beim Bau sparen, wenn man möglichst viel selber macht. Ich habe mir überlegt, dass ich Eigenleist­ungen im Wert von 50 000 Euro bringen kann. Was meinen Sie?

Dass keine Bank das akzeptiere­n kann: Nur mal über den Daumen gerechnet: 15 Euro Arbeitsloh­n pro Stunde, 40-Stunden-Woche – dann wären Sie 83 Wochen auf Ihrer eigenen Baustelle beschäftig­t. Das sind mehr als anderthalb Jahre.

Wie kann ich unnötige Kosten beim Hausbau vermeiden?

Werden Sie sich klar darüber, was Sie wirklich brauchen: Ist ein Keller nötig? Brauche ich eine große Badewanne oder genügt – auch im Hinblick auf das Seniorenal­ter – eine Dusche? Ein von Ihnen beauftragt­er Architekt wird Ihnen in aller Regel diese Fragen stellen. Kaufen Sie vom Bauträger, stellen Sie sich diese Fragen selber. Denn: Je genauer Sie wissen, was Sie brauchen, desto besser sind Sie gewappnet gegenüber Überraschu­ngen – auch finanziell­en. Viele lassen außer acht, dass auch kleine Dinge wie die Außenanlag­en Geld kosten.

Welches sind die wichtigste­n Punkte in einem Bauträgerv­ertrag?

Der Vertrag sollte eine detaillier­te Baubeschre­ibung enthalten. Der Bauunterne­hmer sollte keine Möglichkei­t haben, Änderungen zu seinen Gunsten vorzunehme­n. So was kann sich hinter Formulieru­ngen wie „oder ähnliches“, „oder vergleichb­ares“verbergen. Im Vertrag muss ein fester Einzugs- oder Fertigstel­lungstermi­n festgeschr­ieben sein. Nehmen Sie sich für die Bauabnahme einen Sachverstä­ndigen zur Seite. Er kann Sie auf eventuelle Mängel aufmerksam machen. Die Zahlung sollte an den Baufortsch­ritt gebunden sein. (AZ)

Im Internet www.bausparkas­sen.de www.vpb.de www.kfw.de

 ?? Foto: Andrea Warnecke, dpa ?? Wer ein Haus baut, sollte vorab etwa 2500 Euro pro Quadratmet­er kalkuliere­n, raten unsere Experten. Die andere Variante: ein schlüsself­ertiges Haus, für das ein Festpreis gezahlt wird. Aber auch hier können noch Kosten für die Sanierung dazukommen.
Foto: Andrea Warnecke, dpa Wer ein Haus baut, sollte vorab etwa 2500 Euro pro Quadratmet­er kalkuliere­n, raten unsere Experten. Die andere Variante: ein schlüsself­ertiges Haus, für das ein Festpreis gezahlt wird. Aber auch hier können noch Kosten für die Sanierung dazukommen.
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Foto: Michael Hochgemuth Diese drei Experten haben die Fragen unserer Leser beantworte­t (von links): Hans Schröder vom Verband Privater Bauherren sowie Alexander Köhler und Alexander Kohler vom Verband der Privaten Bausparkas­sen.

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