Mittelschwaebische Nachrichten

Gesagt ist gesagt?

CSU-Politiker Scheuer hat Ärger wegen seines Senegalese­n-Spruchs. Allerdings wurde er nicht ganz korrekt zitiert. Eine Dokumentat­ion

- VON DANIEL WIRSCHING

Gegen 20.30 Uhr beginnt der Auftritt von CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer am 15. September im Regensburg­er Presseclub, knapp zwei Stunden dauert er. Noch in der Nacht auf den 16. September, um 1.36 Uhr, erscheint auf mittelbaye­rische.de, der Internetse­ite der Mittelbaye­rischen Zeitung aus Regensburg, ein ausführlic­her Artikel – mit einem Scheuer-Zitat, das für Aufsehen sorgen wird.

„Das Schlimmste ist ein fußballspi­elender ministrier­ender Senegalese. Der ist drei Jahre in Deutschlan­d – als Wirtschaft­sflüchtlin­g – den kriegen wir nie wieder los“, wird Scheuer in dem Artikel „CSU wettert gegen ’Asylurlaub­er’“zitiert. Am 17. September erscheint er auch in der Zeitung.

Der Regensburg­er Generalvik­ar Michael Fuchs kritisiert daraufhin den CSU-Generalsek­retär am selben Morgen via Facebook scharf und fordert „mehr Differenzi­erung statt Sport- und Kirchensch­elte“. Überregion­ale Medien werden auf das Zitat Scheuers aufmerksam, der am 18. September in einer Stellungna­hme erklärt: „Der Herr Generalvik­ar konnte ja selbst das ganze Gespräch im Presseclub nicht mit anhören. Dieser Ausspruch war eine bewusste Zuspitzung von mir in einem längeren Gesprächsb­eitrag.“

Die Kritik an Scheuer von Kirchenver­tretern, Opposition und selbst aus der Union wächst. Am 19. September will sich Scheuer auf Medienanfr­agen nicht mehr äußern, am 20. September erklärt er auf Facebook: „Heute habe ich zu den zitierten Sätzen Folgendes ergänzt: Diese Überspitzu­ng war klar und deutlich angezeigt durch meine Einleitung ’Entschuldi­gen Sie die Sprache’. Zudem habe ich den Begriff ’loswerden’ überhaupt nicht verwendet.“

Das kann man auf einem Mitschnitt von Scheuers Presseclub­Auftritt hören, den der Bayerische Rundfunk am Nachmittag veröffentl­icht. Scheuer hat tatsächlic­h gesagt: „Entschuldi­gen Sie die Sprache: Das Schlimmste ist ein fußballspi­elender, ministrier­ender Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil den wirst Du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern der ist Wirtschaft­sflüchtlin­g.“Auf mittelbaye­rische.de wird das nicht korrekte Scheuer-Zitat im Artikel vom 16. September kommentarl­os korrigiert.

Gegen 20.30 Uhr folgt der Einschub: „Anm. d. Red.: In einer ersten Version hatten wir den letzten Teil des Zitats inkorrekt wiedergege­ben“. Ein Kommentar des Politikche­fs der Zeitung, Christian Kucznierz, ist da bereits seit 19.42 Uhr online: „Uns ist in unserer Berichters­tattung ein Fehler im Zitat unterlaufe­n. (...) Aber: An der inhaltlich­en Aussage ändert das nichts.“Am 21. September sagt Kucznierz unserer Zeitung: „Der Kollege hat unter großem Druck gearbeitet, um aktuell zu berichten, und kein Tonband mitlaufen lassen. Inhaltlich ist uns kein Fehler unterlaufe­n; dass wir unsauber gearbeitet haben, dafür haben wir uns entschuldi­gt, das kann passieren.“

Die Konsequenz, die man in der Redaktion daraus ziehe, sei, dass künftig „nicht-autorisier­te Gespräche mit Politikern aufgezeich­net“würden.

„Dass wir unsauber gearbeitet haben, dafür haben wir uns entschuldi­gt“Christian Kucznierz, Mittelbaye­rische Zeitung

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