Mittelschwaebische Nachrichten
Überraschende Rücktritte
Manch große Sportlerkarriere endete freiwillig frühzeitig. Eine Auswahl
München Philipp Lahm beendet seine große Fußballer-Laufbahn schon in diesem Sommer – trotz eines noch bis 2018 laufenden Vertrags beim FC Bayern. Er ist erst 33, eigentlich noch in einem guten Sportler-Alter. Aber Lahm sagt: „Irgendwann ist es einfach zu Ende und das Ende will ich selber bestimmen.“Auch andere Top-Sportler haben ihre großen Karrieren unerwartet früh beendet.
Nico Rosberg (Formel 1) Nur fünf Tage nach dem Gewinn seines ersten Weltmeister-Titels macht Rosberg einfach Schluss. Der gebürtige Wiesbader ist erst 31 und hat bei Mercedes noch einen Vertrag bis 2018. Doch Rosberg will sich nach 25 Jahren Motorsport nicht weiter schinden und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.
Magdalena Neuner (Biathlon) Im Alter von 24 Jahren kündigt die Vorzeige-Biathletin an: Ich höre bestätigte um 23.15 Uhr den Journalisten, nach dieser Saison aufzuhören. Er übertölpelte die BayernFührung aus einer Position der Stärke. Darin hat er Erfahrung. Als es im Spätherbst 2009 so gar nicht bei den Münchnern lief, ging er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung Rummenigge und Hoeneß frontal an. Er kritisierte unter anderem die fehlende Transfer-Strategie. Das brachte ihm neben einer Strafe von 50 000 Euro auch eine Profilschärfung ein. Ein Jahr später sägte er offen und erfolgreich während der Weltmeisterschaft am Kapitänsstuhl von Michael Ballack. Das brachte ihm das höchste fußballerische Würdenamt Deutschlands.
Wiederum ein Jahr später ließ er auf! Schon im Dezember erklärt sie, dass nach dem Winter mit HeimWM in Ruhpolding Schluss sei. Sie möchte „einfach mal die Dinge machen können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen konnte“, begründet die Bayerin und tritt als DoppelOlympiasiegerin und 12-malige Weltmeisterin ab. Nach ihrer Laufbahn betätigt sich Neuner unter anderem als TVExpertin.
Rosi Mittermaier (Ski alpin) Der Winter 1975/76 gehörte der „GoldRosi“. Neben dem Sieg im Gesamtweltcup fuhr sie bei Olympia in Innsbruck zu zwei Triumphen in Abfahrt und Slalom. Wochen nach dem Coup beendete die Frohnatur die Bild vorab aus seinem Buch „Der feine Unterschied“zitieren. Auch das brachte ihm gewiss keinen Nachteil. Unterstützung erhielt er dabei von seinem Berater Roman Grill. Der ist in der Branche ob seines Verhandlungsgeschicks und einiger unorthodoxer Methoden gefürchtet. Vor dieser Saison ließ er seinen Klienten Markus Weinzierl so oft behaupten, er gehe nach Schalke – bis die Augsburger ihn schließlich entnervt ziehen ließen.
Lahm zeigte seinen Vorgesetzten also einmal mehr, dass er die Tasten der Medien-Klaviatur bedienen kann. Klug, selbstbewusst, Stallgeruch und ein Medienprofi – Lahm entspricht perfekt dem Anforderungsprofil eines Sportdirektors bei im Alter von 25 Jahren dann aber überraschend die Karriere. „Da war ein Hype und so viele Menschen, da haben auch alle gesagt, da hast du keine Ruhe mehr zum Trainieren“, sagt sie vier Jahrzehnte später.
Björn Borg (Tennis) Der Schwede prägt Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre das Männer-Tennis, gewinnt elf Grand-Slam-Titel. Doch dann verliert Borg die Lust am Tennis-Zirkus, im Alter von 26 Jahren tritt er zurück. Einige Comeback-Versuche verlaufen eher kläglich. Zudem sorgt Borg mit finanziellen und privaten Problemen unfreiwillig für Schlagzeilen.
Mark Spitz (Schwimmen): Der den Münchnern. Er ist Teilhaber mehrerer Firmen. Dort kann er sich in den kommenden Jahren noch geschäftlich erproben. Auch das wird kein Nachteil sein, sollte es ihn wieder zurück zum FC Bayern ziehen. Zumal Rummenigge sagt, dass „für Philipp die Türen beim FC Bayern München auch künftig offen stehen“. Bis es so weit ist, gilt Max Eberl als aussichtsreichster Kandidat auf den Posten bei den Bayern. Der Gladbacher Manager holt schon jetzt ab und an den Rat von Uli Hoeneß ein. Dass sein Vertrag noch bis 2020 läuft, dürfte die Bayern nicht von Abwerbeversuchen abhalten. Eberl war früher schon mal Angestellter des FC Bayern. Ein furchtloser Rechtsverteidiger. US-Superstar ist erst 22, als er nach seinen sieben Goldmedaillen bei Olympia in München seine Karriere beendet. Spitz will mit seinem Ruhm Kasse machen, versucht sich als Schauspieler. Doch es wird nichts aus der Hollywood-Karriere. Mit 41 wagt er dann ein Comeback, doch auch das misslingt.
Gerd Müller (Fußball) Unmittelbar im Anschluss an den WM-Titel 1974 beendet der „Bomber der Nation“seine Zeit als Stürmer für die deutsche Nationalmannschaft – mit 28 Jahren und als damaliger Rekordtorjäger. Müller beteuert entgegen aller Gerüchte um Ärger mit dem DFB, dass private Gründe für seine Entscheidung ausschlaggebend waren. Später erklärt der Stürmer: „Die Entscheidung würde ich heute so nicht mehr treffen. Ich hätte gerne noch bei der EM 1976 gespielt.“(dpa)