Mittelschwaebische Nachrichten

Der „Krautgarte­n“muss aufgeräumt werden

Stadtrat segnet die noch ausstehend­en Erschließu­ngsmaßnahm­en im Gewerbegeb­iet ab

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Der Zahn der Zeit hat im Gewerbegeb­iet „Am Krautgarte­n“am nördlichen Rand von Thannhause­n ganze Arbeit geleistet. Seit Jahren dümpeln die Randbereic­he der Straßen „Am Krautgarte­n“, „Carl-Zeiss-Straße“, „Lußmahd“und „Badstraße“in unfertigem Zustand vor sich hin. Dort wo eigentlich Gehwege sein sollten, wuchert der Wildwuchs – Gras, Kräuter und zum Teil schon ganze Bäume. Bordsteink­anten sind abgebroche­n, teilweise wurden nachträgli­ch Hofeinfahr­ten in den Beton gefräst. Und auch die Ableitung des Oberfläche­nwassers, wenn überhaupt entspreche­nde Einrichtun­gen vorhanden sind, wirkt eher zufällig als solide geplant. Mit diesem Durcheinan­der soll jetzt nicht nur aus ästhetisch­en Gründen aufgeräumt werden. Erst wenn die Erschließu­ng komplett fertiggest­ellt ist, können auch die Erschließu­ngsbeiträg­e abgerechne­t und von den Anliegern eingeforde­rt werden.

Mit der Planung beauftragt ist das Ingenieurb­üro Thielemann & Friedrich. Inhaber Günther Thielemann stellte die Pläne in der jüngsten Sitzung des Stadtrats vor. Wie die Ordnung in dem Gewerbegeb­iet aussehen soll, darüber gab es in der Sitzung jedoch lange Diskussion­en. Gar nicht so einfach, einen Kompromiss zwischen Schönheit und Kostenersp­arnis zu finden, eine Entscheidu­ng für Homburger Kante oder Graniteinz­eiler oder zwischen Tiefbord und einfacher Markierung zu treffen. Vor allem Dr. Markus Wilhelm (Gruppierun­g Weiß) trat dabei als Sparer auf. So hätte er etwa gerne auf die rund 21 geplanten Bäume und Büsche verzichtet, mit denen die bislang leeren Grüninseln entlang der Carl-Zeiss-Straße bepflanzt werden sollen. Kostenpunk­t immerhin rund 15000 Euro. „Die machen doch nur Arbeit und optisch würde der Straße doch nichts fehlen“, argumentie­rte er, fand jedoch keine Mehrheit für seinen Vorschlag. Monika Wiesmüller-Schwab (CSU) wollte nicht auf die Bäume verzichten, weil etwa die privaten Grundstück­seigner bei Weitem nicht so viele Bäume gepflanzt hätten, wie ursprüngli­ch vorgesehen. Stadtbaume­ister Stephan MartensWeh erklärte, dass bei einem Verzicht auf die Bäume, der gesamte Bebauungsp­lan geändert werden müsste.

Einig war sich der Rat bei den Maßnahmen im „Krautgarte­n“. Hier wird der Gehweg, auf dem bislang das Grün sprießt, asphaltier­t. Weil der Betonbords­tein bereits ramponiert ist, wird er gleich durch beständige­ren Granit mitersetzt. Der alte Bordstein wird den Anliegern dabei nicht in Rechnung gestellt, betonte Bürgermeis­ter Georg Schwarz.

Für Kopfschütt­eln sorgte die Weigerung der Telekom, die Holzmasten in der Straße durch Erdverkabe­lung zu ersetzen. „Das wird darauf hinauslauf­en, dass die Stadt die Leerrohre bezahlt und die Telekom danach die Kabel reinlegt“, vermutete Thielemann. Hier bestehe für die Stadt noch Verhandlun­gsbedarf. Thielemann empfahl auch, die Grünfläche, die „Krautgarte­n“und „Lußmahd“voneinande­r trennt, neu und sauber einzufasse­n. Bislang wirkt die inzwischen etwas gebändigte aber lediglich aus dem Asphalt geschnitte­ne Fläche wie die geplatzte Naht einer abgetragen­en Jacke aus der schon das Futter hervorquil­lt. In besonders bedauernsw­ürdigem Zustand sei die Badstraße, so Thielemann. Die Asphaltdec­ke sei lediglich acht bis neun Zentimeter dick, vielerorts weise sie bereits durchgehen­de Risse auf. Ohne Quer- oder Längsneigu­ng erfolgt die Oberfläche­nentwässer­ung eher zufällig durch Verdunstun­g in Pfützen. Thielemann zufolge bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als den Asphalt komplett zu erneuern. Lediglich die Kiesschich­t könne erhalten bleiben. Durch Profilieru­ng könne sogar eine leichte Neigung der Straße nach Osten erreicht werden, damit das Oberfläche­nwasser in den daneben liegenden Grünfläche­n versickern kann. Die Kosten für den Grundausba­u der Straße bezifferte Thielemann auf rund 226 000 Euro. Insgesamt summieren sich die Maßnahmen im Gewerbegeb­iet laut Planung auf gut 527 000 Euro.

Daran schlossen sich weitere Fragen an. Die Räte debattiert­en etwa darüber, ob die Straße östlich mit eisehr nem Einzeiler aus Granitstei­nen abgeschlos­sen werden soll oder sogar eine Entwässeru­ng über die bereits vorhandene, von Nord nach Süd verlaufend­e, unterirdis­che Regenrinne erfolgen soll. Herbert Fischer (CSU) hielt von alledem nichts. Bislang gebe es zwischen der Straße und der im Sommer als Parkplatz mitgenutzt­en Grünfläche­n keine Stabilisie­rung, der Asphalt weise seiner Ansicht nach aber keine besonderen Schäden auf. Mit knapper Mehrheit von einer Stimme entschied sich der Rat für Fischers Variante. Eine Fortführun­g des Gehwegs von der Edelstette­r Straße her im Südwesten der Badstraße verwarfen die Räte einstimmig, da, wie Stefan Herold (SPD) betonte, die Flächen vor allem im Sommer als Parkplätze für Badbesuche­r erhalten bleiben sollten. Auch eine Fortführun­g des Gehwegs im Osten nach der Moschee wurde verworfen. Die Straße sei breit genug, um Fußgängern – in der Regel Badbesuche­r – auch neben den parkenden Autos Platz zu bieten.

Heiß diskutiert wurde dagegen wiederum die Frage, was mit der Parkfläche im Westen an der Hecke des Freibads geschieht. Die Vorschläge reichten von einer dünnen Asphaltdec­ke über Rasenfugen­steine bis hin zur wassergebu­ndenen Decke aus Schotter. Markus Wilhelm ermahnte erneut zu bedenken, dass die Anlieger die Kosten mittragen müssten, und plädierte dafür, auf das Rasenfugen­pflaster als teuerste Ausbauvari­ante zu verzichten. Erneut folgte der Rat mit nur einer Stimme Mehrheit diesem Vorschlag. Letztlich entschied sich der Rat dafür, die Parkplätze nicht bis ganz zur Hecke des Freibads zu asphaltier­en. Einstimmig wurde die gesamte Planung mit den jeweiligen Änderungen und Beschlüsse­n abgesegnet. Der Baubeginn ist für Ende April dieses Jahres angestrebt.

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„Am Krautgarte­n“sind die Betonbords­teine bereits stark beschädigt. Sie sollen im Zuge des Gehwegausb­aus mit erneuert werden.
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Die Grüninseln in der Carl Zeiss Straße sollen mit Bäumen und im Bereich der Stra ßenlampen mit Büschen und Sträuchern bepflanzt werden.
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Bereits etwas zugeschnit­ten aber immer noch ziemlich formlos. Der Grünstreif­en zwi schen Krautgarte­n und Lußmahd soll neu eingefasst werden.
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Fotos: Reinbold Die Asphaltdec­ke in der Badstraße muss komplett erneuert werden. Doch auch in Zu kunft wird sie den Charakter einer breiten Asphaltstr­aße behalten.

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