Mittelschwaebische Nachrichten
Sechs Jahre Haft für Messerstecher
Ein 18-jähriges Mitglied der Bande „Black Jackets“wurde verurteilt
Ulm Dass Messer Macht verleihen, konnte man bei drei Landgerichtsprozesses in Ulm innerhalb von wenigen Monaten erleben. In jedem Fall sind Menschen aus völlig nichtigen Anlässen von ihnen unbekannten jugendlichen Tätern angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Beim am Donnerstag abgeschlossenen Prozess vor der Jugendkammer des Landgerichts spielte auch eine Kutte der Black Jackets eine wesentliche Rolle, um eine irrwitzige Tat zumindest ein wenig erklärbar zu machen.
Mehrere Tage stocherte die Kammer im aktuellen Prozess in der Beweisaufnahme herum., um Hintergründe dieser rätselhaften Tat aufzudecken. Da gehen in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 2016 zwei Jungrocker mit ihren Freundinnen auf Ulmer Disco- und Klubtour, um sich mit Drogen und Alkohol zuzudröhnen. Der in der Clique das Sagen hatte, nahm sein Messer mit und zog seine Kutte, Symbol seines Klubs an. Als Insignien der Macht, wie es gestern der Vorsitzende Richter der Jugendkammer erwähnte und dabei auch den Gutachter zitierte, der dem Prozess wesentlich seinen Stempel aufsetzte.
Mit solchen Signalen, so der Richter gestern, wolle man sich bewusst außerhalb der Gesellschaft stellen, so der Richter gestern in der Urteilsbegründung. Als um vier Uhr morgens vom Kumpel des Angeklagten fünf Männer am Ulmer Hauptbahnhof rein zufällig auf dem Heimweg ausgespäht wurden, die er vom Fußballplatz als mutmaßliche Hooligans kannte, gibt es für den Angeklagten und seinen Rockerbruder kein Halten mehr. Das Duo stürzt sich ohne große Ansprache auf die fünf erheblich angetrunkenen Männer, die sehen das gezückte Klappmesser und flüchten. Doch zwei von ihnen liegen dennoch bald im eigenen Blut. Den einen traf ein wuchtiger Messerstich in die Milz, die musste wenig später durch eine Notoperation entfernt werden. Den anderen traf die Klinge in den Bauch. Der Angeklagte, ein damals 18-jähriger gebürtiger Iraner flüchtete zunächst, nachdem er seine geliebte Kutte in einen Container geworfen hatte, wurde aber von der Polizei schnell geschnappt.
Es stellte sich heraus, dass den Beamten ein trotz junger Jahre altbekannter Intensivtäter ins Netz gegangen war, der seinen unbedingten Machtwillen über alles stellte. Alkohol und Drogen spielte bei seinen Gewalttaten nicht die entscheidende Rolle. Insofern handle es sich bei ihm um eine kaum mehr formbar ausgeprägte Persönlichkeit, die jetzt zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung zu verurteilen sei, befand die Jugendkammer des Landgerichts. Auch finanziell bleibt für den Angeklagten seine Tat nicht folgenlos: Im Rahmen des Täter-Opferausgleichs wird er mit 20000 Euro zur Kasse gegeben. (bh)