Mittelschwaebische Nachrichten
Es krankt an den Parkplätzen
Ein Leser wehrt sich gegen ein Knöllchen, das er während eines Besuchs im Günzburger Krankenhaus erhalten hat. Warum derzeit kaum ein Stellplatz auf dem Gelände zu finden ist und wann die Situation wieder besser wird
Günzburg Manfred Schneider ist richtig sauer. Und dabei hat er eigentlich gerade andere Sorgen – seine Frau wird nämlich in der Günzburger Kreisklinik behandelt. Doch genau deshalb ist der Günzburger jetzt mit der städtischen Parküberwachung in Konflikt geraten. Die hat ihm nämlich ein Knöllchen wegen Falschparkens ans Auto geheftet. Bezahlen will der Günzburger das aber auf keinen Fall.
Manfred Schneider wollte vor einigen Tagen seine Frau im Krankenhaus besuchen, unter anderem wieder ein paar frische Sachen mitbringen. Doch die Parkplätze auf dem Klinikgelände waren allesamt belegt – wie so oft in letzter Zeit. Schneider: „Die Leute parken schon kreuz und quer, stellen ihre Fahrzeuge auf den Grünstreifen ab. Es sind einfach viel zu wenige Stellplätze!“In seiner Not machte sich der Rentner also auf dem Gelände entlang der Ludwig-Heilmeier-Straße auf die Suche – und fand einen vermeintlich guten Stellplatz. „An dieser Stelle habe ich niemanden behindert, es war keine Zufahrt, die ich zugeparkt hätte. Und außer mir haben noch eine ganze Reihe anderer Fahrer ihre Autos dort abgestellt.“Dennoch fand der Autobesitzer nach seiner Rückkehr ein Knöllchen an der Scheibe – 15 Euro wegen Missachtens des „eingeschränkten Halteverbots für eine Zone“, wie der Aufdruck ausweist.
Schneider ist mit seinem Ärger nicht alleine – immer wieder erreichen auch die Redaktion unserer Zeitung Briefe und Anrufe von verärgerten Krankenhaus-Besuchern, die über Strafzettel und fehlende Parkplätze klagen. Schließlich sind die Kliniken und ihr Angebot in der Vergangenheit gewachsen – mit einem Ärztehaus oder mit zusätzlichen Abteilungen wie der Strahlentherapie. Das Angebot an Parkplätzen ist jedoch nicht größer geworden.
Bei der Günzburger Stadtverwaltung weiß man, dass der Parkdruck rund um die Kliniken groß ist, sagt Pressesprecherin Sabrina Schmidt. „Deswegen fand Ende 2016 auch eine Ortsbegehung mit Stadtverwaltung, Polizei und Klinikvertretern statt, um Möglichkeiten für weitere Parkplätze auszuloten.“Die Entscheidung, ob und wo neue Parkplätze ausgewiesen werden, liege aber auf Klinikseite.
In der Kreisklinik wiederum tut man sich schwer, zusätzlichen Parkraum zu schaffen, sagt Klinikvorstand Volker Rehbein. Denn schließlich gehöre das umliegende Gelände nicht der Klinik, sondern weitgehend dem Bezirkskrankenhaus. Dass die Parkplatzsituation nicht einfach ist, weiß auch Rehbein. Zusätzlicher Parkraum sei jedoch extrem teuer. „Vor wenigen Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit dem BKH eine weitere Parkplatzspange gebaut – so etwas kostet mindestens 250 000 Euro.“
Ohnehin dürfte sich die Situation wieder entspannen, sagt der Klinikvorstand. Denn die angespannte Lage habe ihre Gründe: „In den Wintermonaten sind die Parkplätze immer mehr frequentiert als im Sommer – denn im Sommer kommen nämlich beispielsweise auch mehr unserer Mitarbeiter mit dem Fahrrad statt dem Auto. Außerdem sind beide Krankenhäuser in Günzburg und Krumbach derzeit voll, unter anderem durch viele Fälle von Influenza, die wir zu behandeln haben.“Mittelfristig, gibt Rehbein zu, müsse sich aber etwas tun in Sachen Parkplätze – gerade, weil durch den geplanten Neubau das Bezirkskrankenhaus mit seinen Einrichtungen näher rücke. „Eine Alternative wäre, ein Parkhaus hochzuziehen. Aber das wäre mit Kosten verbunden, die mit Sicherheit in Form von Parkgebühren umgelegt werden müssten.“Derzeit seien die Kreiskliniken noch in der komfortablen Lage, kostenlose Parkmöglichkeiten anzubieten. „Das gibt es in den meisten anderen Kliniken nicht mehr“, betont Rehbein.
Klinikbesucher, die auf der Suche nach einem Parkplatz nicht fündig werden, können ihren Wagen alternativ in Reisensburg abstellen, sagt Sabrina Schmidt. „Bei den Städtischen Anlagen sind kostenlose Parkplätze vorhanden, hier findet man meistens auch noch einen Stellplatz.“Die Stadtsprecherin gibt allerdings zu, dass je nachdem, wohin man auf dem weitläufigen Klinikgelände möchte, die Fußwege relativ weit sein könnten. Gerade zwischen der Kreisklinik und den Stellplätzen in Reisensburg liegt ein ordentlicher Fußmarsch.
Für Manfred Schneider ist das keine Alternative – schließlich muss er bisweilen auch Gepäck zu seiner Frau ins Krankenhaus bringen. „Man hat mir bei der Stadtverwaltung auch vorgeschlagen, alternativ den Stadtbus zu benutzen – wie soll denn das gehen?“Auch wenn es nur 15 Euro sind, die auf dem Strafzettel gefordert werden – Manfred Schneider will sie aus Prinzip nicht bezahlen und Widerspruch einlegen. Das sei natürlich immer möglich, sagt Sabrina Schmidt. „Widersprüche werden beim Ordnungsamt geprüft – allerdings gilt das Prinzip der Gleichbehandlung.“Wenn wirklich ein Verstoß vorliege, gebe es keinen Spielraum.