Mittelschwaebische Nachrichten
Sie wollen die Krumbacher Innenstadt fit machen
Das Büro Cima spielt in der Stadtentwicklung eine Schlüsselrolle. Welche Schritte erfolgreich sein könnten
Krumbach Kein Zweifel, so ein Blick auf Krumbach ist nicht jedem vergönnt. Ein Lächeln huscht über das Gesicht von Markus Jocher, als er daran denkt. Lange war der 56-Jährige Jet-Pilot der Bundeswehr, stationiert in Neuburg an der Donau. „Und ich kann mich daran erinnern, dass ich auch über Krumbach geflogen bin“, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Heute ist sein Blick auf die Stadt ein ganz anderer. Jocher ist nach dem Ende seiner Bundeswehrzeit im Bereich Stadtmarketing tätig. 17 Jahre sind das inzwischen, seit fünf Jahren arbeitet er für das renommierte Büro Cima (unter anderem mit Sitzen in München, Stuttgart, Köln und Leipzig). Es ist das Büro, das von der Stadt Krumbach den Auftrag erhielt, die Entwicklung in der Innenstadt voranzubringen. Zusammen mit seiner Kollegin Solveig Lüthje ist er derzeit gewissermaßen mittendrin in Krumbach. Sich ein genaues Bild der Lage vor Ort machen, immer wieder das Gespräch suchen, Vertrauen gewinnen: Das stand in den ersten Monaten ihrer Arbeit im Vordergrund. Die Mitarbeiter der Cima sind seit November in einem Büro im historischen Rathaus untergebracht. „Für uns ist es aber am Anfang vor allem wichtig, zu den Menschen zu gehen“, sagt Jocher.
Die Herausforderung für die Cima-Mitarbeiter ist eine durchaus erhebliche. Der Einzelhandel ist durch die Internetkonkurrenz zunehmend unter Druck geraten, in den Zentren vieler Städte gibt es zahlreiche Leerstände. Wie bringt man Menschen in der digitalisierten Welt dazu, den Gang in die Innenstadt als lohnendes Erlebnis zu empfinden? Welche Mischung aus Handel, Dienstleistungen, Wohnen und Gastronomie ist für das jeweilige Zentrum passend? Cima sucht nach passenden Lösungen für Krumbach.
Erste Cima-Ansprechpartnerin vor Ort ist Solveig Lüthje. Die 27-jährige gebürtige Freiburgerin, die in Tübingen Humangeografie mit den Schwerpunkten BWL und Politik studiert hat, arbeitet seit zwei Jahren für Cima. Sie berichtet, dass die ersten Gespräche mit Akteuren in der Krumbacher Innenstadt sehr vielversprechend verlaufen seien. Gesucht werde unter anderem auch nach Wegen, den Einzelhandel, aber auch Dienstleister und die Gastronomie fit für die digitalen Herausforderungen zu machen. In einigen Wochen soll es einen branchenübergreifenden Infoabend geben. Auch für dem digitalen Bereich hat Cima mit Christian Kramer einen Spezialisten. Projektleiter für Krumbach ist Christian Hörmann.
Der Trend geht zu größeren Flächen
Markus Jocher übernimmt schwerpunktmäßig die Aufgabe des Flächenmanagements. Im Handel geht der Trend bekanntlich immer mehr zu größeren Einheiten, oft ist es sinnvoll, Flächen zusammenzulegen. Geplant ist die Zusammenstellung eines digitalen schwarzen Bretts. Hier werden nach Auskunft von Solveig Lüthje die wichtigen Eckdaten für alle Leerstände zusammengefasst. Cima sucht, wie Markus Jocher ergänzt, dabei auch die Zusammenarbeit mit den regionalen Maklern. Solche und weitere Aktionen möchte Cima im Rahmen einer intensivierten Öffentlichkeitsarbeit auf einer breiten Basis bekannt machen. Eine erste Basis dafür ist eine neue Internetseite unter der Adresse innenstadt.krumbach.de. Mit möglicherweise bis zu 10 000 Flyern sollen die Bürger über das Projekt umfassend informiert werden. Denkbar ist auch eine verstärkte Nutzung der verschiedenen sozialen Medien. Ein Newsletter kann von Interessenten abonniert werden. Die Neugestaltung der Karl-Mantel-Straße, die in diesem Jahr über die Bühne gehen soll, sehen die Cima-Mitarbeiter als einen großen Gewinn für Krumbach. Die Umgestaltung soll mit verschiedenen Aktionen begleitet werden. Denkbar seien beispielsweise Baustellenführungen mit Fachleuten. Solveig Lüthje und Markus Jocher sehen für Krumbach ein gutes Potenzial. Die Stadt habe ein 360-Grad-Einzugsgebiet und in der jüngsten Zeit gebe es einige positive Entwicklungen wie beispielsweise auf dem ehemaligen LippAreal und die Veranstaltungsreihe „Live am Marktplatz“.
Die beiden haben Vergleichsmöglichkeiten. Denn das Büro Cima betreut zahlreiche ähnliche Projekte in anderen Orten. Solveig Lüthje und Markus Jocher sind beispielsweise auch für Gunzenhausen in Franken tätig. Im Rahmen der Vereinbarung mit der Stadt Krumbach ist das Büro Cima 14 Stunden pro Woche für die Stadt tätig. Telefonisch sind die Mitarbeiter über 08282/8264371 erreichbar. Mailadresse: info@innenstadt.krumbach.de. In der Regel einmal pro Woche sind Mitarbeiter vor Ort. Derzeit stehen, wie Solveig Lüthje und Markus Jocher berichten, Einzelgespräche im Vordergrund, später könnte es im Krumbacher Büro auch feste Öffnungszeiten geben. Cima hat von der Stadt ein Mandat für ein Jahr erhalten. Bürgermeister Fischer hat vor Kurzem erklärt, dass er sich einen rund dreijährigen Prozess gut vorstellen könne. Die Aktivitäten werden eng mit der Stadt und einer Lenkungsgruppe abgestimmt, der neben Repräsentanten von Stadt und Cima auch Vertreter der heimischen Wirtschaft angehören. Am 14. März kommt die Gruppe wieder zu einer Tagung zusammen. Bis dahin werden die Cima-Mitarbeiter wohl in vielen weiteren Details Fortschritte erzielt haben. Nach dem Gespräch mit unserer Zeitung stand ein Termin im Ordnungsamt der Stadt an. Dabei ging es, wie Solveig Lüthe sagt, unter anderem um Themen wie die „nette Toilette“, Parken und Absperrungen. Es sind nicht zuletzt auch solche Details, die bei der Belebung der Innenstadt eine wichtige Rolle spielen. »Kommentar