Mittelschwaebische Nachrichten
Für Maria Hilf bleibt sie eine „Institution“
Alberta Nagenrauft war schon vor dem Bau der neuen Kirche im Pfarrsekretariat ehrenamtlich tätig. Seit über 50 Jahren begleitet sie die Entwicklung der Stadtpfarrei
Im nächsten Jahr feiert die Stadtpfarrei Maria Hilf ihr 50-jähriges Bestehen. Schon heuer, also bereits ein Jahr vorher, blickt Pfarrsekretärin Alberta Nagenrauft auf fünf Jahrzehnte nebenamtliche Tätigkeit im Büro und ebenso als aktive Mitarbeiterin am Aufbau und im Leben der damals neu gegründeten Pfarrei zurück. Ihre Arbeit wird geschätzt, wie sich jetzt beim Abschiednehmen zeigte. Zum 31. Januar hat sie ihren Schreibtisch im Pfarrbüro verlassen. Im Rückblick gibt sie zu erkennen: „Ich habe diesen Dienst gern getan“, und doch ist in ihrer Stimme Wehmut festzustellen, dass er jetzt zu Ende geht. Ihre Nachfolgerin ist Christine Biberacher, die sich künftig die Arbeit mit Maria Frey teilt.
Noch gut erinnert sich Alberta Nagenrauft an den Beginn ihrer nebenamtlichen Tätigkeit im Pfarrbüro. Im August 1966 war mit dem Bau der neuen Pfarrkirche an der Burgauer Straße begonnen worden. Gregor Sing, erster Stadtpfarrer, kam erst ein Jahr später nach Krumbach und wohnte in der benachbarten Gärtnerei Steinle, da auch der vorher als Wohnhaus genutzte Pfarrhof umgebaut wurde. „Völlig fremd“sei der neue Pfarrer gewesen und habe sich deshalb zuerst einmal an die armen Schulschwestern gewandt, die in der Grundschule und im Kindergarten beschäftigt waren. Von ihnen stammte der Tipp, er solle sich an Alberta Nagenrauft wenden. Sie besitze als Sekretärin am Flurbereinigungsamt das „Zeug dazu und auch die religiöse Überzeugung“, sich aktiv am Aufbau der Pfarrei zu beteiligen.
In Sings Wohnung wurde ein provisorisches Büro eingerichtet. Es mangelte an allem, gab es doch weder Bleistift, Papier noch eine Schreibmaschine. Man wusste sich zu helfen: Richtete das Telefon ein und schrieb den ersten Begrüßungsbrief an die Pfarreimitglieder, den die „Pfarrsekretärin ohne Anstellungsvertrag“am Abend gleich noch selbst zusammen mit ihrer Schwester Gabriele im Ostteil der Stadt verteilte. Die Arbeit wurde mehr, der Schriftverkehr größer, ein Pfarrbrief sollte erscheinen und der Kirchenanzeiger war festzulegen. Alberta Nagenrauft: „Es war ein interessantes Ehrenamt für mich, wenn auch manchmal stressig. Insgesamt aber doch eine Erfüllung.“
Die Jahre vergingen. Der Grundstein für die Kirche wurde im Dezember 1967 gelegt: Die Weihe folgte im September, ein Jahr später. 1978 wurde die Pfarrsekretärin in den Pfarrgemeinderat gewählt und vier Jahre später war sie dessen Vorsitzende. Dieses Amt gab sie ab, als Dekan Sing 1998 von der Pfarrei Maria Hilf Abschied nahm. In seinem „Pfarramtlichen Führungszeugnis“ist zu lesen: „Alberta Nagenrauft verrichtet nebenamtlich ihre Arbeit mit großem Verantwortungsbewusstsein und hat ein großes in die vielfältige Arbeit, die im Pfarrbüro gemacht werden muss. Sie hat stets mein Vertrauen und verdient es mit Recht.“
Ähnlich äußert sich sein Nachfolger Karl Hagenauer, der anschließend die Stadtpfarrei bis zum Juni 2014 leitete. Die bisherige Arbeit von Alberta Nagenrauft war auch unter ihm gewünscht, gefragt und dankbar angenommen. Ihr jetziges Ausscheiden kommentiert er aus seinem neuen Wirkungsort Tapfheim: „Sie war für mich eine äußerst wertvolle und geschätzte Mitarbeiterin in dem wichtigen Dienst als Pfarrsekretärin und auch als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Pfarrgemeinde, Pfarrgemeinderat, Lektorin und als Beauftragte für christliches Brauchtum.“Mit ihrer profunden Kenntnis und ihrer großen Erfahrung habe sie ihn in all den 16 Jahren „aufs Beste voll unterstützt“. Hagenauer heute: „Sie war stets eine geschätzte, kompetente und freundliche Ansprechpartnerin für die Pfarreiangehörigen – und auch für mich.“
Jetzt hat sie ihren Dienst in, an und für Maria Hilf aufgegeben. Stadtpfarrer Kazimierz Piotrowski verabschiedete sie nach dem sonnEinfühlungsvermögen täglichen Gottesdienst in einer kleinen Feier und dankte für „Treue, Verständnis und beispielhafte Erfüllung der Aufgaben im ehrenamtlichen Engagement“seit Gründung der Stadtpfarrei mit Blumen und einem Vergelt‘s Gott. Ihm schloss sich Kirchenpfleger Josef Biberacher an, habe sie doch seit 50 Jahren maßgeblich an der Entwicklung der Pfarrei mitgewirkt.
Die Pastoralratsvorsitzende Elisabeth Schütz würdigte im Besonderen, dass sie „als ganz junge Frau ihre Ideen eingebracht und bereits zu dieser Zeit die schriftlichen Arbeiten übernommen“habe. Sie sei in dieser Funktion „gleichsam zu einer Institution in unserer Pfarreiengemeinschaft“geworden, die den „Ton und die Art der Zusammenarbeit über fast zwei Generationen hinweg geprägt hat“. Stets sei sie die „erste Ansprechpartnerin“für alle gewesen, wurde auf ihre Art „gleichsam die Visitenkarte der Pfarrei“und vermittelte die Kontakte zu den jeweiligen Pfarrern. Schütz: „Ein großes Anliegen war und ist dir hoffentlich auch in Zukunft die kreative und sorgfältige Gestaltung des Pfarrbriefs.“Deshalb ihr Wunsch: „Ein wenig Unruhe, viel Freude und Zufriedenheit.“