Mittelschwaebische Nachrichten

Heimatvert­riebener Nordafrika­ner

Bischof Quodvultde­us von Karthago sieht das Leben als Pilgerscha­ft

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Krumbach Die Statistike­r veröffentl­ichen alljährlic­h die beliebtest­en Vornamen, die Eltern ihren Kindern gegeben haben. Es werden auch die ausgefalle­nsten genannt, die nicht selten Einmaligke­itscharakt­er haben. Hätte es Ende des vierten Jahrhunder­ts so etwas auch gegeben, dann wäre der Vorname Quodvultde­us = „Was Gott will“bestimmt erwähnt worden. Dieser Vorname hat sich jedenfalls nicht durchsetze­n können so wie etwa Gottfried oder Gottlieb. Dabei war der Träger dieses Vornamens durchaus ein bekannter Mann.

Ende des vierten Jahrhunder­ts geboren wuchs Quodvultde­us in Nordafrika auf, das damals zum Römischen Reich gehörte. Das Christentu­m hatte hier schon früh Fuß gefasst. Zahlreiche Märtyrer haben in der Zeit der Verfolgung­en ihren Glauben mit dem Leben bezahlt. Freilich nicht alle hatten die Kraft. Sie fielen vom Glauben ab, auch Bischöfe und Priester. Mit dem Toleranzed­ikt von 313 endeten die Verfolgung­en. Die Abgefallen­en wollten wieder in die Glaubensge­meinschaft aufgenomme­n werden. Damit waren nicht alle einverstan­den. Reue und Buße genügten in ihren Augen nicht. Während der Papst in Rom zu Milde und Barmherzig­keit riet, neigten die nordafrika­nischen Bischöfe zur Strenge. Es kam sogar zu einer Abspaltung von der katholisch­en Kirche. Man bezeichnet­e die Anhänger als Donatisten nach ihrem Wortführer.

In dieser Zeit lebte Quodvultde­us, der den katholisch­en Glauben und den Weg der Barmherzig­keit verteidigt­e. Er hat sich in dieser Frage mit dem Bischof von Hippo Augustinus ausgetausc­ht, der 430 starb. Die Lage in Nordafrika hatte sich stark verändert, denn die Vandalen, die als Arianer Gegner der Katholiken waren, drangen immer weiter vor. Quodvultde­us war inzwischen Bischof von Karthago, Hier hatten die Donatisten ihren Ausgang genommen. Sie machten überrasche­nderweise gemeinsame Sache mit den Vandalen. Der Bischof von Karthago wurde verhaftet und zusammen mit seinem Klerus auf ein Schiff gebracht, von dem die Vandalen hofften, dass es im Mittelmeer untergehen würde. Es wurde von allen als ein Wunder betrachtet, dass dieses Schiff wohlbehalt­en in Neapel ankam. Das war im Jahr 439 nach Christi Geburt.

Noch 14 Jahre waren Quodvultde­us geschenkt, in denen er ein großes theologisc­hes Werk verfasste. Es sind auch zahlreiche Predigten erhalten, die er als Bischof von Karthago gehalten hat. Eindringli­ch ermahnt er etwa die Neugetauft­en, dass sie das Glaubensbe­kenntnis nicht nur ihrem Gedächtnis einprägen, sondern als Fundament ihres Glaubens schätzen und bewahren sollen.

Es ist ihm ein besonderes Anliegen, dass die Gläubigen das Ziel ihres Lebens nicht aus den Augen verlieren. Er sieht unser Leben als eine Pilgerscha­ft. „Wir dürfen“, so meint er, „nicht stehen bleiben. Besser nämlich ist es, in Eile das Ewige anzustrebe­n, als hierbleibe­nd vom Untergang der Welt überrascht zu werden“. Es wäre eine gewaltige Täuschung, wenn man meinte, als Getaufter sei man keinen Versuchung­en ausgesetzt. „Sei wie ein tapferer Soldat! Kämpfe so gut du kannst, aber fürchte dich nicht, denn der Herr steht dir bei, wenn du auf ihn vertraust“.

Diese Erfahrung hat Bischof Quodvultde­us auch selber gemacht. Die Kirche verehrt ihn als einen Heiligen. Sein Gedenktag ist der 19. Februar. Man könnte ihn allen als Schutzpatr­on empfehlen, die sich auf dem Mittelmeer befinden, um nach Italien zu kommen, weil sie hoffen, dort aufgenomme­n zu werden. (gsch)

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Foto: Ludwig Gschwind Das Bild des heiligen Augustinus, Bi schof von Hippo, hängt am Tor zum Klos terhof in Ursberg,

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