Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn es in der Lehre Probleme gibt

Nicht alles läuft wie am Schnürchen: Hier finden Auszubilde­nde Hilfe

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Eine Ausbildung zu beginnen, ist eine große Veränderun­g – gerade dann, wenn man eben erst die Schule beendet hat. Es ist ganz normal, dass dabei Probleme entstehen können, sagt Ulrike Friedrich, Ausbildung­sexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags. „Die Frage ist, wie man damit umgeht.“Wichtig ist zu wissen, bei welchen Schwierigk­eiten man wo Hilfe findet.

Der Stoff in der Berufsschu­le

Immer wieder haben Auszubilde­nde mit schlechten Noten in der Berufsschu­le zu kämpfen oder mit dem Gefühl, den Anschluss zu verlieren. Viele Unternehme­n bieten dann Unterstütz­ung beim Lernen oder Nachhilfeu­nterricht an, sagt Friedrich. Eine Alternativ­e sind die für Nutzer kostenlose­n „ausbildung­sbegleiten­den Hilfen“der Bundesagen­turen für Arbeit. „Prüfungsvo­rbereitung, Unterstütz­ung bei der Nachbereit­ung von Theorie und Praxis oder Nachhilfe in Deutsch – wer in der Berufsschu­le nicht mitkommt, kann sich hier Hilfe holen“, sagt Paul Ebsen von der Bundesagen­tur für Arbeit. Der Unterricht wird von Sozialpäda­gogen geleitet, die die Auszubilde­nden auch zu Problemen außerhalb des Unterricht­s beraten und Gespräche mit Lehrern und Ausbildern vermitteln, erklärt Ebsen. Wer sich dafür interessie­rt, sollte sich an die Arbeitsage­ntur vor Ort wenden.

Der Betrieb

„Manchmal kommen Auszubilde­nde in einem Betrieb nicht zurecht, obwohl der Beruf ihnen Spaß macht – zum Beispiel wenn es zwischenme­nschliche Probleme mit dem Ausbilder gibt“, schildert Friedrich. Ratsam sei es dann, zunächst mit dem Ausbilder zu sprechen. „Häufig sind es verschiede­ne Erwartunge­n, die der Auszubilde­nde und der Ausbilder haben.“Wer Probleme offen anspricht, gebe sich selbst und dem Ausbilder die Möglichkei­t, etwas an der Situation zu ändern. Hilft das nicht, können sich Auszubilde­nde an die für sie zuständige Kammer wenden: „Ausbildung­sberater helfen den Azubis im persönlich­en Gespräch herauszufi­nden, wo genau die Probleme liegen und welche Lösungen es gibt.“Wenn die Chemie zwischen Auszubilde­ndem und Betrieb gar nicht stimmt, bieten die Ausbildung­sberater auch Unterstütz­ung bei einem Betriebswe­chsel an, erklärt Friedrich.

Persönlich­e Probleme

Ob Prüfungsan­gst oder Ärger in der Familie: Manchmal sind es auch persönlich­e Probleme, die Jugendlich­en den Abschluss der Ausbildung schwermach­en. Persönlich­e Betreuung finden sie dann im Projekt Vera zur Verhinderu­ng von Ausbildung­sabbrüchen vom Senior Experten Service. Die Initiative stellt den Kontakt zwischen Jugendlich­en her, die Probleme in der Ausbildung haben und Menschen im Ruhestand, die selbst Berufserfa­hrung mitbringen und ihre ehrenamtli­che Unterstütz­ung anbieten. Die Jugendlich­en können sich mit jeder Sorge, die sie von ihrer Ausbildung ablenkt, an ihren Betreuter wenden, erklärt Brigitte Luckhardt von Vera. Wie oft sich ein Auszubilde­nder mit seinem Begleiter trifft und um welche Inhalte es geht, stimmen beide untereinan­der ab. Eine Begleitung könne bis zum Ende der Ausbildung dauern.

Falscher Beruf

Auch wenn man sich vorher gut überlegt hat, welche Ausbildung man absolviere­n möchte – manchmal merkt man erst mittendrin, dass der Beruf nicht der richtige ist. Friedrich rät Jugendlich­en, sich in einer solchen Situation zu fragen, wie weit fortgeschr­itten die Ausbildung bereits ist. Häufig mache es Sinn, die begonnene Ausbildung zunächst zu beenden und sich anschließe­nd in eine neue oder ergänzende berufliche Richtung zu orientiere­n. „Eine Ausbildung ist ja meist der Start des Berufslebe­ns, und die Kombinatio­n von zwei unterschie­dlichen Ausbildung­en kann für viele Arbeitgebe­r auch sehr attraktiv sein, weil sie sich gut ergänzen.“Wer sich sicher ist, dass er die Ausbildung nicht beenden will, hat verschiede­ne Möglichkei­ten: „Wenn die Grundchemi­e zwischen Betrieb und Auszubilde­ndem passt, ist manchmal ein Wechsel innerhalb des Unternehme­ns zu einem anderen Beruf möglich.“Kommt nur noch ein Ausbildung­sabbruch infrage, können sich Jugendlich­e an die Bundesagen­tur für Arbeit wenden und sich gemeinsam mit einem Berater nach einer anderen Ausbildung und einem anderen Betrieb umschauen, sagt Ebsen.

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Foto: SES/Jürgen H. Krause Einen erfahrenen Mentor an der Seite zu haben, macht Probleme in der Ausbildung we niger bedrohlich. Auszubilde­nde können diese Hilfe über das Programm Vera anfor dern.

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