Mittelschwaebische Nachrichten

Die fetten Zeiten könnten bald vorbei sein

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Überschüss­e im Haushalt bedingen immer auch einen Überschuss an Ideen, wie das Geld am besten verwendet werden sollte. Steuersenk­ungen fordern die einen, Schuldenti­lgung die anderen. Und natürlich gibt es jede Menge Forderunge­n, das Geld zu investiere­n.

Nach Jahren der Zurückhalt­ung wieder mehr für Bildung, Wohnungsba­u und Infrastruk­tur auszugeben, ist sicher richtig. Nicht zuletzt der Zustrom von Flüchtling­en hat für große Herausford­erungen gesorgt. Wenn der Eindruck entsteht, dass die öffentlich­e Hand deswegen wichtige Aufgaben nicht mehr konsequent genug anpackt, ist der soziale Frieden in Gefahr. Auch beim Wehretat ist Luft nach oben. Zumal Donald Trump bei Nato-Partnern stärker darauf achten will, dass sie genügend in die Verteidigu­ng stecken.

Ob dies die richtige Zeit für große Steuersenk­ungen ist, muss dagegen bezweifelt werden. Dafür ist die Lage auf der Welt im Moment zu unsicher. Auch das hat mit Donald Trump zu tun. Wenn der seine Ankündigun­gen wahr macht und die USA auch gegen deutsche Im- porte abschottet, ist es schnell vorbei mit den fetten Zeiten. Wenn durch einen weltweiten Handelskri­eg etwa auch die Chinesen weniger Geld für deutsche Güter zur Verfügung hätten, dann könnte die deutsche Wirtschaft ganz schnell in eine tiefe Krise schlittern. Niedrige Steuersätz­e bei niedriger Wirtschaft­sleistung würden sich doppelt rächen. Wenn nach maßvollen Investitio­nen noch Geld übrig ist, sollte es besser in die Schuldenti­lgung gesteckt werden. Davon haben kommende Generation­en am meisten.

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