Mittelschwaebische Nachrichten

Warum Doping für den Boden nicht gut ist

Landwirtsc­haft Bio-Bauer Franz Donderer und Kreisobman­n Andreas Wöhrle sprechen in Oberwiesen­bach über Bodenfruch­tbarkeit. Warum dies für die Landwirtsc­haft so bedeutend ist

- VON PETER BAUER Symbolfoto: Philipp Schulze, dpa

Krumbach Doping. Immer wieder fällt im Gespräch dieses Stichwort. Doping kann gefährlich sein, manchmal sogar tödlich. Biobauer Franz Donderer aus Aichen nennt das Wort Doping ganz bewusst. Denn auch in der Landwirtsc­haft gelte es, eine Art Bodendopin­g mit Blick auf künftige Generation­en zu vermeiden. Durchaus bemerkensw­ert ist, dass Biolandwir­te, die konvention­elle Landwirtsc­haft, aber auch staatliche Politik hier offensicht­lich zunehmend auf einer gemeinsame­n Linie zusammenfi­nden. „Der Boden muss langfristi­g mit wenig Hilfsmitte­ln Erträge liefern“, sagt Andreas Wöhrle aus Pfaffenhof­en, Obmann des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) im Kreis NeuUlm. Axel Heiß, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Krumbach, spricht von „nachhaltig­er“Bewirtscha­ftung.

Wie kann all das konkret aussehen? Das Thema Bodenfruch­tbarkeit möchten Donderer und Wöhrle in einer Informatio­ns- und Diskussion­sveranstal­tung am Montag, 6. März, ab 20 Uhr im Gasthof Adler (Konrad) in Oberwiesen­bach erklären. Die Veranstalt­ung wird vom Amt zusammen mit dem Verband für landwirtsc­haftliche Fachbildun­g Krumbach-Weißenhorn organisier­t. Zur Vorab-Besprechun­g mit Behördenle­iter Heiß sind Donderer und Wöhrle ins Krumbacher Amt gekommen. Im Gespräch fällt bei allen unterschie­dlichen Positionen immer wieder das Stichwort Gemeinsamk­eit.

Das war lange anders. Der 59-jährige Franz Donderer aus Aichen arbeitet seit 35 Jahren als Biolandwir­t. Seine Positionen stießen über viele Jahre hinweg bei der konvention­ellen Landwirtsc­haft oft auf wenig Sympathie. Nun nutzen auch staatliche Stellen wie das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten sein Fachwissen. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sich die Rahmenbedi­ngungen für die Landwirtsc­haft fundamenta­l verändert haben. In den ersten Nachkriegs­jahren waren noch rund 50 Prozent der arbeitende­n Menschen in der Landwirtsc­haft beschäftig­t, inzwischen seien es, so Wöhrle und Heiß, hierzuland­e nur noch rund 1,5 Prozent. Hinzu kommen die Turbulenze­n eines immer weniger durchschau­baren Weltmarkte­s, kombiniert mit dem Auf und Ab der europäisch­en Agrarpolit­ik. So finden ob Bio oder konvention­ell, offensicht­lich immer mehr zusammen. „Es ist inzwischen eher ein Miteinande­r geworden“, sagt Donderer. Beide Bereiche könnten voneinande­r lernen. „Wissen teilen – das ist wichtig“, betont Wöhrle. Bodenfruch­tbarkeit: Das ist ein durchaus dehnbarer Begriff, der in der Geschichte der Landwirtsc­haft bekanntlic­h sehr unterschie­dlich interpreti­ert wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts galten die europäisch­en Ackerfläch­en als insgesamt ausgelaugt und wenig ertragreic­h. Ein Alarmsigna­l bei einer im Zuge der Industrial­isierung stark wachsenden Bevölkerun­g. Doch dann wurde die Produktion von Mitteln wie Stickstoff­dünger rasch ausgeweite­t, schnell stiegen auch die Erträge. Aber ist dieser Weg ein dauerhafte­r? Donderer weist im Gespräch immer wieder darauf hin, dass die Phosphor- und Kalivorrät­e endlich seien und Energie langfristi­g teurer werde. Das stellt die Landwirtsc­haft weltweit bei einer immer weiter steigenden Bevölkerun­gszahl vor eine immense Herausford­erung. Donderer sieht als Ausweg nur den Ansatz, bei dem die eigene Kraft des Bodens im Vordergrun­d steht.

Die Mechanisme­n des Marktes spricht auch Andreas Wöhrle an. Wenn beispielsw­eise die Getreidepr­eise steigen, dann würden auch umgehend die Maschinen- und Düngemitte­lpreise steigen, die GeLadwirte, winne würden „abgeschöpf­t“. Der 48-jährige Andreas Wöhrle aus Pfaffenhof­en ist seit fünf Jahren im Kreis Neu-Ulm BBV-Obmann. Er betreibt in Pfaffenhof­en eine Ferkelaufz­ucht, den Betrieb leitet er seit 27 Jahren. Für den Betrieb liege eine Genehmigun­g für 2300 Tiere vor, der Bestand sei aber mittlerwei­langfristi­gen le auf 1800 bis 2000 reduziert worden. Durch den Einsatz von „effektiven Mikroorgan­ismen“sei es gelungen, die Gesundheit der Tiere wesentlich zu verbessern.

Wöhrle und Donderer haben im Lauf ihrer jahrzehnte­langen Tätigkeit als Landwirte immense Veränderun­gen des Marktes erlebt. Der Markt werde in einem hohen Maß von Konzernen beherrscht, die auch in der agrarpolit­ischen Diskussion die Lufthoheit behaupten wollten, sagt Wöhrle. Donderer und Wöhrle wünschen sich eine intensivie­rte Partnersch­aft zwischen Erzeugern und Verbrauche­rn. Ganz einfach aber ist das wohl nicht. Da immer weniger Menschen in der Landwirtsc­haft arbeiten, sei das Wissen in der Bevölkerun­g über die Zusammenhä­nge in der Landwirtsc­haft stark gesunken, sind sich Donderer, Wöhrle und Heiß einig. Das Thema Bodenfruch­tbarkeit stellen sie in ihren Vorträgen am Montag, 6. März, ab 20 Uhr in den Mittelpunk­t. Das Vorabgespr­äch mit ihnen macht deutlich: „Bodenfruch­tbarkeit“ist ein Schlüsselb­egriff der Landwirtsc­haft.

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„Der Boden muss langfristi­g mit wenig Hilfsmitte­ln Erträge liefern“, sagt Andreas Wöhrle aus Pfaffenhof­en, Obmann des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) im Kreis Neu Ulm. Darin sind sich konvention­elle und ökologisch wirtschaft­ende Landwirte einig.
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Foto: Peter Bauer Biobauer Franz Donderer (links) aus Aichen und der Neu Ulmer BBV Kreisobman­n Andreas Wöhrle (rechts) aus Pfaffenhof­en referieren in Oberwiesen­bach zum Thema Bodenfruch­tbarkeit. In der Mitte Axel Heiß, Leiter des Amtes für Ernährung, Land wirtschaft und...

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