Mittelschwaebische Nachrichten

Trumps erster Ausflug in die präsidiale Rolle

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

kürzliche Ermordung eines Inders durch einen weißen Rassisten in Kansas. Unter den Zuhörern im Saal befindet sich auch Carryn Owens, die Witwe eines US-Soldaten, der im Januar bei der ersten von Trump befohlenen Militärakt­ion im Jemen ums Leben gekommen ist. Owens bricht in Tränen aus, als Trump sie anspricht, ihren Mann als „Helden“würdigt, der jetzt „vom Himmel aus“zuschaut. Ihr Schmerz rührt Millionen Fernsehzus­chauer. Doch Trump-Gegner schimpfen, die Soldatenwi­twe habe sich vom Präsidente­n instrument­alisieren lassen.

Im Vergleich zu seiner Rede bei der Amtseinfüh­rung als US-Präsident fiel Donald Trumps erste Ansprache vor beiden Häusern des Kongresses in Washington fast schon moderat aus. Damals pure Wahlkampf-Rhetorik, diesmal schon Ansätze eines präsidiale­n Auftretens. Haben die ersten Wochen im Amt den Multimilli­ardär bereits verändert?

In der Sache trifft dies nicht zu. Trump lässt von seinen umstritten­en Vorhaben wie dem Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko nicht ab. Er bleibt auch weiter inhaltlich vage: Details zu einem neuen Gesundheit­ssystem oder zu den versproche­nen Steuererle­ichterunge­n nennt er nicht. Dafür ist sein Tonfall konziliant­er, manchmal fast schon mild. Das liegt wohl auch an der Zuhörersch­aft: Trump bekommt ohne die geschlosse­ne Zustimmung der Abgeordnet­en und Senatoren seiner republikan­ischen Partei kein Geld für seine Projekte. Da ist eine gedämpfte Tonlage taktisch klüger.

Die Last des Amtes beginnt auch Trump zu drücken: Er hat inzwischen den ersten gefallenen US-Soldaten – und tote Zivilisten – nach einer von ihm autorisier­ten Militärakt­ion im Jemen zu verantwort­en. Er fand dafür pathetisch­e Worte. Doch niemand sollte sich täuschen: Dieser Präsident wird bei nächster Gelegenhei­t wieder in die gewohnt aggressive Tonlage zurückfall­en.

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