Mittelschwaebische Nachrichten

Wer wird Astronauti­n?

Projekt Eine Initiative will die erste Deutsche ins Weltall schicken. Sechs Frauen schafften es ins Finale. Eine Kandidatin aus der Region erzählt, wie sie die Tests erlebt hat

- VON CHRISTINA HELLER

Bremen/Landsberg Es war ein großer, ein schöner Traum, den Ivana Hrbud hatte. Sie wollte die erste deutsche Frau im Weltall werden. Vorbild sein für andere Mädchen und junge Frauen. Ihnen zeigen, dass man es bis zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) schaffen kann. 20 Tage wollte sie im Weltraum verbringen und dort für die Wissenscha­ft forschen. Deshalb hat sich die 51-jährige Landsberge­rin vergangene­s Jahr bei der privat finanziert­en Initiative „Die Astronauti­n“beworben. Deren Ziel ist es, eine deutsche Astronauti­n auszubilde­n und 2020 ins All zu schicken. Denn obwohl schon elf Deutsche in der Erdumlaufb­ahn waren, war noch keine Frau dabei.

Ivana Hrbud wollte zu den Sternen, so wie mehr als 400 andere Frauen auch. Sie alle bewarben sich um die Stelle. 86 Frauen kamen eine Runde weiter und fuhren im Oktober nach Hamburg, wo sie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verschiede­ne medizinisc­he und psychologi­sche Tests durchliefe­n. „Die Aufgaben haben mir alle wahnsinnig viel Spaß gemacht“, erzählt Hrbud. Einen ganzen Tag verbrachte­n die Anwärterin­nen damit, Fragen zur Allgemeinb­ildung, zu sich selbst und ihren Einstellun­gen zu beantworte­n. Außerdem mussten sie auf visuelle und akustische Signale auf bestimmte Art reagieren, berichtet Hrbud. Näher beschreibe­n darf sie den Tag nicht. „Ich habe damals eine Vereinbaru­ng unterschri­eben, nichts Genaues zu verraten“, sagt sie.

Im Dezember erfuhr Hrbud dann, dass für sie das Abenteuer Raumfahrt nach den Tests beendet war. „Im ersten Moment war ich natürlich ein bisschen enttäuscht. Wie alle anderen Teilnehmer­innen hätte ich mich ja nicht beworben, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass ich die besten Voraussetz­ungen habe.“Inzwischen ist der Frust aber verpufft. „Das Abenteuer Weltall funktionie­rt für mich gerade nicht, aber wer weiß, was noch passiert“, sagt sie – und lacht. Für sechs andere Frauen geht es weiter. Sie wurden gestern als Finalistin­nen der Initiative vorgestell­t: Die 31-jährige Münchnerin Nicola Baumann arbeitet als Eurofighte­r-Pilotin bei der Bundeswehr in Köln und ist für die Luftraumüb­erwachung zuständig.

Auch die 28-jährige Magdalena Pree ist in Bayern aufgewachs­en. Sie arbeitet wie Hrbud beim DLR in Oberpfaffe­nhofen im Kontrollze­ntrum des Satelliten­navigation­ssystems Galileo.

Eine weitere Wahl-Bayerin ist Susanne Peters. Die 31-jährige Brandenbur­gerin befasst sich an der Bundeswehr-Uni in München damit, wie man Weltraummü­ll aus dem Orbit bekommt.

Die Kölnerin Suzanna Randall lebt auch in Bayern. Die 37–Jährige beschäftig­t sich an der Europäisch­en Sternwarte in Garching mit der Evolution von Sternen.

Die 33-jährige Lisa Marie Haas kommt aus dem baden-württember­gischen Nürtingen. Die Entwicklun­gsingenieu­rin promoviert­e in Theoretisc­her Physik.

Insa Thiele Eich ist 33 Jahre alt und aus Heidelberg. Die Meteorolog­in forscht, wie sich Wetter und Klima besser vorhersage­n lassen.

In einer letzten Runde wird nun eine Jury entscheide­n, welche zwei Frauen tatsächlic­h zur Astronauti­n ausgebilde­t werden. Allerdings ist die Finanzieru­ng noch ungewiss. Denn das Projekt finanziert sich über Spenden und bislang ist nur ein Bruchteil der fünf Millionen Euro zusammen. „Ich hoffe sehr, dass die nötigen Mittel gesammelt werden. Das wäre sonst tragisch“, findet Hrbud. Sie wünscht sich von der ersten deutschen Astronauti­n vor allem eins: Sie soll ein Vorbild werden und dazu beitragen, dass Menschen nach ihren Fähigkeite­n und Qualifikat­ionen beurteilt werden und nicht nach ihrem Geschlecht. „Das ist ein Kulturwand­el und das Projekt ist ein Teil davon“, findet Hrbud.

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Fotos: Juliana Socher, Die Astronauti­n Eine von diesen sechs Frauen könnte bald die erste Deutsche im All sein (von oben links nach unten rechts): Insa Thiele Eich, Su zanna Randall, Lisa Marie Haas, Nicola Baumann, Susanne Peters, Magdalena Pree.
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Ivana Hrbud wollte ins All.
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