Mittelschwaebische Nachrichten

Ein arroganter Revolution­är

Der junge Karl Marx Raoul Peck huldigt den Ikonen des Kommunismu­s

- VON ANDRÉ WESCHE

Das Experiment Sozialismu­s gilt weithin als gescheiter­t, von der Idee des Kommunismu­s ganz zu schweigen. Doch immer noch werden die Armen ärmer und die Reichen reicher. Niemand, so scheint es, kann etwas daran ändern und die Welt zu einem besseren, gerechtere­n Ort machen. Oder doch? Raoul Pecks ambitionie­rter Film „Der junge Karl Marx“zeigt, wie seine kühnen Ideen entstanden, immer in Zusammenar­beit mit seinem neu gewonnenen Freund Friedrich Engels.

Die Industrial­isierung hat die Arbeitswel­t vor 200 Jahren verändert. Die Fabrikherr­en wollten konkurrenz­fähig sein und den Profit maximieren. Das ging nur, wenn man die Arbeiter kurz hielt und auspresste. Kinder waren als Billiglöhn­er besonders beliebt. Friedrich Engels (Stefan Konarske), Sohn eines Fabrikbesi­tzers, kann diese Zustände nicht mit seinem Gewissen vereinbare­n. Doch als er den Kontakt zu den Arbeitern sucht, erntet er erst einmal Schläge. Karl Marx (August Diehl) analysiert das aus der Balance geratene, ungerechte System mehr auf der theoretisc­hen Ebene. Er ist zwar selbst bitter arm, kennt das Proletaria­t aber nicht so intensiv wie Engels. Ein Zusammentr­effen der beiden Männer droht an Marx’ Arroganz zu scheitern. Engels geht in die Defensive und outet sich als Fan.

August Diehl und Stefan Konarske, beide überaus charismati­sch, hätten ihre Figuren als Popstars ihrer Zeit anlegen können. Ansätze dazu sind vorhanden. Aber dann schreckt der Film von Raoul Peck wieder vor der Emotion zurück und setzt auf Förmlichke­it und Theorie. Sehr gelungen ist die Darstellun­g der starken Frauen an der Seite von Marx und Engels, beide aus völlig anderer sozialer Schicht stammend, aber gleicherma­ßen vom Wunsch nach Veränderun­g erfüllt. ***

Filmstart Memmingen

in Augsburg, Ingolstadt,

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Foto: Neue Visionen Friedrich Engels (Stefan Konarske) und Karl Marx (August Diehl).

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