Mittelschwaebische Nachrichten
Martyrium in Japan
Silence Martin Scorsese verfilmt einen Bestseller
Mit dem schrillen Börsen-Thriller „The Wolf of Wall Street“ging Martin Scorsese vor drei Jahren dem turbulenten Chaos von Betrug und Korruption an der Wall Street nach. Mit „Silence“begibt sich der OscarPreisträger nun auf eine stille, aber extrem brutale Glaubensreise in das ferne Japan des 17. Jahrhunderts. Im Jahr 1638 treten zwei junge Jesuitenpater von Portugal aus die gefährliche Reise in das vom Westen abgeschottete Japan an. Dort soll ihr früherer Mentor und Kirchenlehrer Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) vom Glauben abgefallen sein.
Es sind völlig neue Rollen für Andrew Garfield („Spider Man“) und Adam Driver („Star Wars“), die sich nun als Missionare auf ein gefährliches, entbehrungsreiches Abenteuer einlassen. Auch für die Zuschauer ist das kein Spaß. Auf über zweieinhalb Stunden Länge führt Scorsese die brutale Unterdrückung der christlichen Minderheit durch die japanischen Machthaber vor Augen. Sie sind unmenschlichen Entbehrungen und schlimmsten Foltermethoden ausgesetzt. Die bedrängten Pater stellen dabei immer wieder die Frage, wie Gott zu so viel Leid schweigen kann.
Religion spielt in Scorseses Leben schon lange eine Rolle, zeitweilig wollte er Priester werden. 1988 brachte er „Die letzte Versuchung Christi“ins Kino. Konservative Christen riefen damals zum Boykott des „blasphemischen“Films auf. In dieser Zeit las Scorsese auch den Bestseller „Schweigen“(1966) des japanischen Autors Shusaku Endo (1923 – 1996). Der auf historischen Ereignissen beruhende Roman ist die Vorlage für „Silence“.
Scorsese wartet mit epischen Bildern und einer Spitzenbesetzung – darunter Japans Multitalent Tadanobu Asano („Der Mongole“) – auf. Sein mexikanischer Kameramann Rodrigo Prieto meistert eine Gratwanderung zwischen erschreckend grausamen Szenen, die mit stillen, ergreifenden Bildern von Menschen und Natur abwechseln. ****
(Barbara Munker, dpa)
Filmstart in Augsburg, Memmingen, Kaufbeuren, Ingolstadt, Neu Ulm, Ulm