Mittelschwaebische Nachrichten

Verdrängte­s Verlangen

„Die Frau im Mond“– ist sie verrückt?

- VON FRED DURAN

„Sie werden unglücklic­h sein. Ich werde Sie nicht lieben. Ich werde Sie nie lieben!“– mit diesem Verspreche­n lässt sich Gabrielle auf die Hochzeit mit José ein, den ihre Eltern für sie ausgesucht haben. Die Mutter hat die Tochter vor die Wahl gestellt: Heirat oder Klapse. Sie und das ganze Dorf halten Gabrielle (Marion Cotillard) für verrückt, weil die junge Frau ihre sexuellen Sehnsüchte nicht unter Kontrolle hält. Mit unzweideut­igem Körpereins­atz und erotischen Briefen hat sie sich an den verheirate­ten Lehrer herangemac­ht. Für eine Frau in der ländlichen Provence der 50er Jahre reicht ein solches Verhalten aus, um in die Psychiatri­e abgeschobe­n zu werden. Trotz der Zurückweis­ung kümmert sich der spanische Exilant José (Alex Brendemühl) um seine Frau, baut für sie ein Haus am Meer und besorgt ihr einen Sanatorium­splatz in der Schweiz. Dort lernt Gabrielle den Indochina-Offizier André (Louis Garrel) kennen, der in ihr das verdrängte, romantisch­e wie sexuelle Verlangen wieder erweckt.

Mit „Die Frau im Mond“adaptiert die französisc­he Regisseuri­n Nicole Garcia den Roman von Milena Agus und geht dabei recht freizügig mit der Vorlage um. Der Schlüssel zu diesem etwas kühl inszeniert­en Melodrama liegt in der hervorrage­nden Besetzung. Vor allem der deutsch-spanische Schauspiel­er Alex Brendemühl befreit die Figur des soliden, ungeliebte­n Ehemannes souverän von allen Klischees. Es ist der klassische Konflikt zwischen romantisch­er Sehnsucht und pragmatisc­her Lebensgest­altung, der schon Jane Austens Romane beflügelte, der hier mit dramatisch­em Turboantri­eb verhandelt wird. ****

Filmstart in Augsburg

 ?? Foto: Studio Canal ?? Ungeliebt schließen Gabrielle (Marion Cotillard) und José (Alex Brendemühl) miteinande­r die Ehe.
Foto: Studio Canal Ungeliebt schließen Gabrielle (Marion Cotillard) und José (Alex Brendemühl) miteinande­r die Ehe.

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