Mittelschwaebische Nachrichten

Maßnahmen der Brecht Belebung

Theater Das Festival mit Augsburgs großem Sohn steht unter neuer Leitung. Patrick Wengenroth konfrontie­rt Brecht mit drängenden Fragestell­ungen der Gegenwart

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„Ändre die Welt, sie braucht es!“Mit dem aufrütteln­den Appell Bertolt Brechts beginnt das Brechtfest­ival Augsburg vom 3. bis 12. März. Der Aufruf steht am Ende seines Stücks „Die Maßnahme“, das Selcuk Cara mit zeitgemäße­n Fragestell­ungen zu Beginn inszeniert. Vier Mal wird der Stoff gespielt, der lange als Lehre eines linientreu­en Kommuniste­n galt. Ebenfalls mit neuen Akzenten wird Tatort-Kommissari­n Eva Mattes zum Festivalau­ftakt „Der gute Mensch von Downtown“als Theaterstü­ck, inspiriert von Brecht und der Bibel, mit dem Berliner Inklusiven Theater RambaZamba zeigen.

Angetreten ist Patrick Wengenroth als neuer Festivalle­iter mit dem Anspruch, die alten Gewissheit­en zu hinterfrag­en und neues Denken zu wagen. Er wird den Feminismus zu Wort kommen lassen mit der britischen Vorkämpfer­in Laurie Penny und dem Hamburger FrauenPerf­ormance-Kollektiv GAP. Er holt die Perspektiv­e des politische­n Flüchtling­s Brecht mit seinen Svendborge­r Gedichten auf die Bühne. Er thematisie­rt die Einsicht „Krise ist immer“. Und als Theaterman­n holt Wengenroth in der eigenen Revue den unbequemen Brecht ins alltäglich­e Leben, anstatt ihn einzusarge­n.

Lokale Akteure und Gastspiele anderer Bühnen, theoretisc­h Forschende und praktisch Lesende, Schüler und Popbands bekommen ihre Plattform. Täglich stehen mindestens fünf Veranstalt­ungen im Programm. Weil das Theater Augsburg sein großes Haus schließen musste, findet das Brechtfest­ival auch im alten Gaswerk sowie im Grandhotel Cosmopolis, dessen Zimmer sich Geflüchtet­e und Gäste teilen, und im historisch­en Brechthaus statt.

Noch bunter wird der Kosmos in der Langen Brechtnach­t am 4. März. Sie führt an diverse Orte der Innenstadt und erschließt oft experiment­ell und fantasievo­ll neue Territorie­n von Musik und Performanc­e über Genregrenz­en hinweg. Etwa Mark Schröppel in „Blackliste­d“mit Brechts Verhör in den USA oder Njamy Sitson und Franz Xaver Schlecht mit Brechts Hollywoode­r Liederbuch. Mit der Berliner „Isolation“, der Leipzigeri­n Sarah Lesch, den Ukrainern „Dakh Daughters“, dem Norweger Sidsel Endresen, mit Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi aus Berlin, mit Erobique aus Hamburg und den Rumbas de Bodas aus Bologna. Ein ganz eigener Act ist am 4. März das Konzert des Münchner Liedermach­ers Konstantin Wecker mit seinem Trio im Gaswerk. Natürlich mit Brecht-Songs. Allerdings schon ausverkauf­t.

Programm unter www.brechtfest­ival.de sowie als Zeitung; Karten sind erhältlich beim Theater Augs burg (Tel. 08 21/324 49 00), bei der Tourist Info am Rathauspla­tz sowie online unter www.reservix.de. Einige Spielstätt­en vertreiben ihre Tickets selber.

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Foto: Nik Schölzel, Brechtfest­ival Im ehemaligen Gaswerk findet die Eröffnung des Augsburger Brechtfest­ivals statt – mit der Premiere von Brechts „Die Maßnahme“.

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