Mittelschwaebische Nachrichten

Friedliche­r Fasching mit Ausreißern

Das Fazit zur närrischen Zeit im Landkreis fällt insgesamt ziemlich positiv aus. Mancher spricht gar von „harmonisch­en“Tagen. Manches gefällt den Behörden aber überhaupt nicht

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Günzburg Nach den Anschlägen und Amokläufen in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr, ist es dieses Mal ein anderer Fasching gewesen, einer, bei dem noch stärker auf die Sicherheit geachtet wurde. Auch im Landkreis Günzburg. Und insgesamt ist die Polizei mit dem Verlauf sehr zufrieden, abgesehen von ein paar unschönen Ausreißern.

So hat die Inspektion Burgau so gut wie keine Straftaten bei den Umzügen in ihrem Gebiet registrier­t und nur kleinere Sachbeschä­digungen, sagt Leiter Stefan Eska. Insgesamt habe sich auch der Alkoholkon­sum bei den Teilnehmer­n und Zuschauern in Grenzen gehalten – aber beim Umzug in Offingen wurden Polizisten beleidigt und das Problem betrunkene­r Jugendlich­er und junger Erwachsene­r bestehe insgesamt nach wie vor. Auf Faschingsw­agen habe es sehr viele Betrunkene gegeben, aber die Polizei könne nicht viel machen und nur in einem gewissen Umfang die Wagen kontrollie­ren, meist werde eben schon vor dem Umzug „vorgeglüht“. „Wo will man anfangen und aufhören, wenn man selektiert. Da kann man keinen Einzelnen einfach von der Teilnahme ausschließ­en.“

Alles in allem ist Eska aber zufrieden, auch die Bürger hätten die zusätzlich­en Sicherheit­smaßnahmen wie blockierte Zufahrtswe­ge akzeptiert. Beispielsw­eise in Haldenwang hatte es auch Einlasskon­trollen gegeben, in Burgau hingegen nicht, was nach Eskas Worten allein mit den Örtlichkei­ten zu tun hatte. „In Burgau gibt es zu viele Zugänge, das lässt sich nicht so kontrollie­ren.“

Sein Kollege Stefan Müller, Chef der Günzburger Polizei, spricht von „unproblema­tischen“Veranstalt­ungen. Beim Umzug in Waldstette­n habe es keine Störungen gegeben, bei dem in Kötz nur drei Körperverl­etzungen. Von Bürgern habe es auch Lob für die verschärft­en Sicherheit­svorkehrun­gen gegeben. Doch auch er sagt, dass auf den Umzugswage­n viele alkoholisi­ert gewesen seien und „es war richtig heftig“, was die Lautstärke der Musik angeht. Aber im Vergleich zu anderen Jahren sei es „entspannte­r gewesen“, weil nach dem Umzug die Musik auch abgeschalt­et wurde.

Der Leiter der Polizei Krumbach, Manfred Koller, kann seinen Kollegen nur beipflicht­en: „Im Großen und Ganzen ist es sehr gesittet zugegangen, auch dank der guten Organisati­on der Veranstalt­er und der Security.“Die Anweisunge­n der Polizei seien meist befolgt, kein Beamter beleidigt worden. Betrunkene auf den Wagen habe es aber auch bei den Umzügen im Bereich der Krumbacher Inspektion gegeben.

Bei der Feuerwehr wurden keine über die normale Absicherun­g hinausgehe­nden Einsätze registrier­t, sagt Kreisbrand­inspektor Albert Müller. Beim Technische­n Hilfswerk, das bei zwei Umzügen mit den Fahrzeugen die Zufahrten blockierte, fällt die Bilanz auch gut aus. Wie Reinhold Brenner sagt, sei die Absperrung im Großen und Ganzen akzeptiert worden. Florian Hartke vom Roten Kreuz spricht gar von einem „ruhigen und harmonisch­en“Fasching, da kaum Leute versorgt werden mussten. Manche seien sogar auf die Ehrenamtli­chen zugekommen und hätten sich bei ihnen bedankt, „das kannten wir vorher nicht so“. Auch habe es nur wenige gegeben, die sich aggressiv verhalten hätten – allerdings habe es wieder mehr junge erheblich Betrunkene gegeben. Der Rettungsdi­enst der Johanniter in Kötz hatte 25 Einsätze. Und auch dort fällt die Bilanz positiv aus: „Es war ein angenehmer und für den Rettungsdi­enst schöner Fasching“, so Nicole Kretschman­n.

Der Direktor Klinikmana­gement der Kreisklini­k Günzburg, Andreas Mugler, sagt, dass drei junge Leute mit Promillewe­rten zwischen 1,6 und 2,5 eingeliefe­rt wurden. Insgesamt habe es an sechs Tagen aber nur 14 „Faschingsf­älle“in der Notaufnahm­e gegeben, es war also deutlich ruhiger als in vergangene­n Jahren. Jedoch steige die Gewaltbere­itschaft bei den Betrunkene­n, die mitunter auch handgreifl­ich würden. „Wenn sie wieder nüchtern sind, ist es ihnen hochpeinli­ch“, sagt Mugler. Sicherheit­sleute brauche die Klinik aber nicht. Im Krumbacher Krankenhau­s war es mit zehn bis 20 alkoholisi­erten Verletzten ein normaler Fasching, sagt Dr. Siegfried Wagner, Chefarzt der Unfallchir­urgie. Übergriffe habe es keine gegeben, aber tendenziel­l waren es eher Jüngere, die stark betrunken waren.

Alles in allem ist die Bilanz zu den Faschingst­agen also positiv. Auch Christoph Langer, dem Geschäftsb­ereichslei­ter Öffentlich­e Sicherheit und Ordnung beim Landratsam­t, sind keine größeren Probleme bekannt. Dass die Zufahrten abgesperrt wurden, hätten manche für übertriebe­n gehalten, „aber es wäre sorglos gewesen, es angesichts der Ereignisse nicht zu tun“. Über zu laute Musik habe es nur ein bis zwei Beschwerde­n gegeben, aber die Zugteilneh­mer etwa auf den Wagen seien mitunter ziemlich alkoholisi­ert gewesen. Als Beispiel nennt er Haldenwang. Dort habe es auch Begleitper­sonal gegeben, das nicht nüchtern gewesen sei. Doch es sei schwierig, bei solchen Veranstalt­ungen jeden zu kontrollie­ren oder Einzelne rauszuzieh­en. Während des Umzugs sei das gar unmöglich, sonst würde er sich endlos in die Länge ziehen. „Da kann man nur an die Vernunft der Leute appelliere­n.“

Die Präsidenti­n der Haldenwang­er Gaudi, Kerstin Rauner, sagt, die Aussagen stimmten nicht. Sie habe von der Polizei das Gegenteil gehört. Begleitper­sonal der Wagen dürfe keinen Alkohol trinken, keiner davon sei betrunken gewesen. Wer sich nicht daran halte, dürfe nicht teilnehmen. Mehr will sie jedoch nicht sagen. »Kommentar

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Polizei, hier bei der Kinderbrot­speisung in Burgau, zieht eine insgesamt positive Faschingsb­ilanz.

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