Mittelschwaebische Nachrichten
Friedlicher Fasching mit Ausreißern
Das Fazit zur närrischen Zeit im Landkreis fällt insgesamt ziemlich positiv aus. Mancher spricht gar von „harmonischen“Tagen. Manches gefällt den Behörden aber überhaupt nicht
Günzburg Nach den Anschlägen und Amokläufen in Deutschland im vergangenen Jahr, ist es dieses Mal ein anderer Fasching gewesen, einer, bei dem noch stärker auf die Sicherheit geachtet wurde. Auch im Landkreis Günzburg. Und insgesamt ist die Polizei mit dem Verlauf sehr zufrieden, abgesehen von ein paar unschönen Ausreißern.
So hat die Inspektion Burgau so gut wie keine Straftaten bei den Umzügen in ihrem Gebiet registriert und nur kleinere Sachbeschädigungen, sagt Leiter Stefan Eska. Insgesamt habe sich auch der Alkoholkonsum bei den Teilnehmern und Zuschauern in Grenzen gehalten – aber beim Umzug in Offingen wurden Polizisten beleidigt und das Problem betrunkener Jugendlicher und junger Erwachsener bestehe insgesamt nach wie vor. Auf Faschingswagen habe es sehr viele Betrunkene gegeben, aber die Polizei könne nicht viel machen und nur in einem gewissen Umfang die Wagen kontrollieren, meist werde eben schon vor dem Umzug „vorgeglüht“. „Wo will man anfangen und aufhören, wenn man selektiert. Da kann man keinen Einzelnen einfach von der Teilnahme ausschließen.“
Alles in allem ist Eska aber zufrieden, auch die Bürger hätten die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wie blockierte Zufahrtswege akzeptiert. Beispielsweise in Haldenwang hatte es auch Einlasskontrollen gegeben, in Burgau hingegen nicht, was nach Eskas Worten allein mit den Örtlichkeiten zu tun hatte. „In Burgau gibt es zu viele Zugänge, das lässt sich nicht so kontrollieren.“
Sein Kollege Stefan Müller, Chef der Günzburger Polizei, spricht von „unproblematischen“Veranstaltungen. Beim Umzug in Waldstetten habe es keine Störungen gegeben, bei dem in Kötz nur drei Körperverletzungen. Von Bürgern habe es auch Lob für die verschärften Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Doch auch er sagt, dass auf den Umzugswagen viele alkoholisiert gewesen seien und „es war richtig heftig“, was die Lautstärke der Musik angeht. Aber im Vergleich zu anderen Jahren sei es „entspannter gewesen“, weil nach dem Umzug die Musik auch abgeschaltet wurde.
Der Leiter der Polizei Krumbach, Manfred Koller, kann seinen Kollegen nur beipflichten: „Im Großen und Ganzen ist es sehr gesittet zugegangen, auch dank der guten Organisation der Veranstalter und der Security.“Die Anweisungen der Polizei seien meist befolgt, kein Beamter beleidigt worden. Betrunkene auf den Wagen habe es aber auch bei den Umzügen im Bereich der Krumbacher Inspektion gegeben.
Bei der Feuerwehr wurden keine über die normale Absicherung hinausgehenden Einsätze registriert, sagt Kreisbrandinspektor Albert Müller. Beim Technischen Hilfswerk, das bei zwei Umzügen mit den Fahrzeugen die Zufahrten blockierte, fällt die Bilanz auch gut aus. Wie Reinhold Brenner sagt, sei die Absperrung im Großen und Ganzen akzeptiert worden. Florian Hartke vom Roten Kreuz spricht gar von einem „ruhigen und harmonischen“Fasching, da kaum Leute versorgt werden mussten. Manche seien sogar auf die Ehrenamtlichen zugekommen und hätten sich bei ihnen bedankt, „das kannten wir vorher nicht so“. Auch habe es nur wenige gegeben, die sich aggressiv verhalten hätten – allerdings habe es wieder mehr junge erheblich Betrunkene gegeben. Der Rettungsdienst der Johanniter in Kötz hatte 25 Einsätze. Und auch dort fällt die Bilanz positiv aus: „Es war ein angenehmer und für den Rettungsdienst schöner Fasching“, so Nicole Kretschmann.
Der Direktor Klinikmanagement der Kreisklinik Günzburg, Andreas Mugler, sagt, dass drei junge Leute mit Promillewerten zwischen 1,6 und 2,5 eingeliefert wurden. Insgesamt habe es an sechs Tagen aber nur 14 „Faschingsfälle“in der Notaufnahme gegeben, es war also deutlich ruhiger als in vergangenen Jahren. Jedoch steige die Gewaltbereitschaft bei den Betrunkenen, die mitunter auch handgreiflich würden. „Wenn sie wieder nüchtern sind, ist es ihnen hochpeinlich“, sagt Mugler. Sicherheitsleute brauche die Klinik aber nicht. Im Krumbacher Krankenhaus war es mit zehn bis 20 alkoholisierten Verletzten ein normaler Fasching, sagt Dr. Siegfried Wagner, Chefarzt der Unfallchirurgie. Übergriffe habe es keine gegeben, aber tendenziell waren es eher Jüngere, die stark betrunken waren.
Alles in allem ist die Bilanz zu den Faschingstagen also positiv. Auch Christoph Langer, dem Geschäftsbereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung beim Landratsamt, sind keine größeren Probleme bekannt. Dass die Zufahrten abgesperrt wurden, hätten manche für übertrieben gehalten, „aber es wäre sorglos gewesen, es angesichts der Ereignisse nicht zu tun“. Über zu laute Musik habe es nur ein bis zwei Beschwerden gegeben, aber die Zugteilnehmer etwa auf den Wagen seien mitunter ziemlich alkoholisiert gewesen. Als Beispiel nennt er Haldenwang. Dort habe es auch Begleitpersonal gegeben, das nicht nüchtern gewesen sei. Doch es sei schwierig, bei solchen Veranstaltungen jeden zu kontrollieren oder Einzelne rauszuziehen. Während des Umzugs sei das gar unmöglich, sonst würde er sich endlos in die Länge ziehen. „Da kann man nur an die Vernunft der Leute appellieren.“
Die Präsidentin der Haldenwanger Gaudi, Kerstin Rauner, sagt, die Aussagen stimmten nicht. Sie habe von der Polizei das Gegenteil gehört. Begleitpersonal der Wagen dürfe keinen Alkohol trinken, keiner davon sei betrunken gewesen. Wer sich nicht daran halte, dürfe nicht teilnehmen. Mehr will sie jedoch nicht sagen. »Kommentar