Mittelschwaebische Nachrichten
Die neue Zeit hat schon begonnen
Sicher ist: Die Buben kommen. Und die Lehrer bereiten sich bereits darauf vor
Günzburg Es ist eigentlich ganz praktisch, was Christian Hörtrich da in Günzburg anstellt: Der Mann leitet gleichzeitig das Maria-WardGymnasium und die gleichnamige Realschule. Weite Wege gibt es nicht für ihn. Die Schulen liegen in der Innenstadt nah beieinander. Und auch für die Schülerinnen und die Schüler ist es ganz praktisch, wenn es darum gehen sollte, die Schulart zu wechseln. Man kennt sich. Hörtrich spricht von „fließenden Übergängen“.
Es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit: Ab dem kommenden Schuljahr werden – zunächst in der fünften Jahrgangsstufe – erstmals Buben die Günzburger MariaWard-Schulen besuchen. Die formelle Bestätigung des Kultusministeriums für das Gymnasium ist inzwischen eingetroffen.
In der langen Schulgeschichte des Gymnasiums bedeutet das eine ge-
Dominikus Zimmermann Real schule/Günzburg Nur wenige Tage nachdem die Maria Ward Schulen be kannt gegeben hatten, dass sie ab September 2017 Buben aufnehmen wollen, teilte das Kultusministerium in München mit, dass sich an der Domi nikus Zimmermann Realschule ab dem nächsten Schuljahr auch Mädchen anmelden können. Der Landkreis Günzburg hatte den Antrag dem Minis terium Anfang Oktober 2016 ge radezu epochale Zäsur. Denn seit dem Jahr 1756, als Kaiserin Maria Theresia den beiden ersten MariaWard-Schwestern die Erlaubnis erteilte, das „Englische Institut“– so der damalige Name – zu gründen, haben ausschließlich Mädchen diese Bildungseinrichtung von innen gesehen.
Etwa 400 Schülerinnen besuchen die Realschule. 340 sind es im Gymnasium, sagt Hörtrich. Luft nach oben gibt es noch. Im Maria-WardGymnasium liegt der Klassenschnitt bei 22 Schülerinnen. „Ziel ist es, auf 25 bis 26 zu kommen. Das ist dann immer noch deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt einer Klassengröße von über 28“, sagt der Schuldirektor.
Die baulichen Gegebenheiten lassen Expansionspläne größeren Ausmaßes gar nicht zu. Bei der verhältnismäßig geringen Schülerinnenzahl muss das Gymnasium mit seinen 40 Lehrern aber aufpassen, dass es zahlenmäßig nicht absackt. Es geht da stellt. Die Öffnung geschehe im Einver nehmen und in Absprache mit den Schulen der Diözese Augsburg. In den vergangenen Jahren sei deutlich zu spüren gewesen, dass viele Eltern und Schüler die gemischten Realschulen in Burgau und Ichenhausen bevorzug ten. Das spiegelte sich in den Schü lerzahlen wider: Nur gut 30 Buben be suchen derzeit die fünfte Klasse. An der Realschule sollen zunächst nur die neuen Klassen gemischt werden, bei um jede Einzelne, künftig auch um jeden Einzelnen. Vor dreieinhalb Jahren als Hörtrich begonnen hatte, sah es deutlich schlechter aus. 36 Aufnahmen für die fünfte Jahrgangsstufe seien es damals gewesen. „Die ersten zwei Jahre waren hart“, bilanziert der Doppel-Schulleiter für das Gymnasium. Im laufenden Schuljahr ist die Zahl auf 43 gestiegen. Offenbar hält der Trend an. „Bei Informationsveranstaltungen für beide Schularten sind wir regelrecht überrannt worden“, sagt Hörtrich. Und er hofft auch auf ein entsprechendes Interesse, wenn am 25. März, dem „Tag der offenen Tür“, gezeigt wird, was die Schulen bieten. Im Mai ist dann klar, wie viele Schülerinnen und Schüler tatsächlich aufs Gymnasium wechseln.
Das Lehrerkollegium bereitet sich bereits in Workshops auf die neue Zeitrechnung an der Schule vor. Dabei wird auch auf die Hilfe externer Experten zurückgegriffen. Es müsse eine mentale Umstellung vollzogen werden. Dass bauliche Veränderungen anstehen, falle nicht so sehr ins Gewicht, so Hörtrich. Das Gymnasium wird in den Sommerferien eine große Baustelle sein – aber nicht deswegen.
Um besser für das digitale Zeitalter gerüstet zu sein, wird das Schulgebäude mit einem Glasfaseranschluss verbunden. Außerdem sollen alle rund 30 Räume intern vernetzt werden. Jeder Klassenraum verfügt dann über einen Beamer, Dokumentenkameras, Lautsprecher und einen PC. Schon jetzt lernen die Schülerinnen den Umgang mit Tabletcomputern. Es gibt insgesamt vier Klassensätze, die nach Bedarf hin- und hergeschoben werden. „Mir geht es nicht darum, alle mit Tablets auszurüsten und nur noch so zu unterrichten. Hier soll ein Methodenwechsel eingeübt werden“, sagt Hörtrich. Andere Formen wie Still- und Gruppenarbeiten, aber auch klassischer Unterricht gehörten dazu: „Die Mischung macht’s.“
Diese Schulen öffnen sich noch für das andere Geschlecht