Mittelschwaebische Nachrichten

Wie die Region den Schulz Effekt spürt

Zahlreiche Themen beschäftig­en die SPD bei ihrem Politische­n Aschermitt­woch

- VON WALTER KAISER

Günzburg Ein Thema beherrscht­e den Abend: Martin Schulz und der Höhenflug der Sozialdemo­kraten. „Es ist einfach toll“, erklärte der Bundestags­abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner beim Politische­n Aschermitt­woch der Günzburger SPD. Auf der anderen Seite sind es noch fast sieben Monate bis zur Bundestags­wahl, gab die Ortsvorsit­zende Simone Riemenschn­eider-Blatter bei der Begrüßung der Besucher im Heim des Schäferhun­devereins zu bedenken. Schulz, der Kanzlerkan­didat und Hoffnungst­räger der SPD, müsse seine Ankündigun­gen und Forderunge­n nun mit einem „guten und konkreten Programm“unterfütte­rn, waren sich Besucher einig. Wie das in zentralen Punkten aussehen könnte, skizzierte Brunner in seiner Rede.

Wie sind der Schulz-Effekt und der Aufstieg der SPD aus dem Umfragetie­f zu erklären? Mit den politische­n Inhalten der SPD hätten sich viele Menschen auch in der Vergangenh­eit identifizi­ert, betonte Brunner. Etwa mit den Verbesseru­ngen bei der Rente, der Einführung des Mindestloh­ns oder der Mietpreisb­remse. „Aber nun trauen sie uns zu, auch den Kanzler zu stellen. Die SPD ist wieder im Spiel.“

Nicht allen Menschen in Deutschlan­d gehe es gut. Deshalb sei mehr soziale Gerechtigk­eit notwendig. Dabei seien die Forderunge­n von Schulz „keine Abkehr von der Agenda 2010“. Brunner: „Sie hat viel Gutes bewirkt.“Nach 15 Jahren aber sei es an der Zeit, Fehlentwic­klungen zu korrigiere­n – etwa durch eine Begrenzung der Zeit- und Leiharbeit oder neue Regeln beim Bezug von Hartz IV. Auch müsse eine Rentenvers­icherung angestrebt werden, die Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, den Weg „aus der unwürdigen Grundsiche­rung“ermögliche. Dies sei umsetzbar, wenn die paritätisc­h finanziert­e Rente wiederherg­estellt werde und auch „andere Einkommens­quellen“zur Rente herangezog­en würden. Thema Sicherheit: Die Ängste der Menschen müssten ernst genommen und der Rechtsstaa­t müsse konsequent durchgeset­zt werden. Fußfesseln seien eher „Schwachsin­n“, sagte Brunner. „Wir müssen präventiv arbeiten“. Das gehe nur mit mehr Polizei, unter anderem auch wieder mit dem Schutzmann um die Ecke.

Mit ihrer Politik sei die Union „auf dem Weg von Gestern“, spielte Brunner unter anderem auf die Pkw-Maut an, an der sich die CSU seit Jahren abarbeite. Dabei sei die in der vorgelegte­n Form nichts weiter als „Wegelagere­i“, die mehr koste als bringe. Dagegen sei die SPD „auf dem Weg in die Zukunft“.

An der SPD-Basis ist die Hoffnung natürlich groß, dass Martin Schulz diesen Weg bereiten kann. Jahrelang war Kurt März mit der SPD über Kreuz. „Am meisten kritisiert habe ich die vielen Ungerechti­gkeiten“, erklärt der Rentner aus Rieden. „Extra wegen Schulz“sei er nun wieder zu einer SPD-Veranstalt­ung gekommen. Während März „hofft, dass der Schulz-Effekt hält“, ist die Ichenhause­r Ortsvorsit­zende Gerlinde Schweiger „überzeugt, dass er sich noch verstärken wird“wenn erst die Aktivitäte­n vor Ort beginnen. „Darauf haben wir lange gewartet.“

Vor allem Jüngere und Nichtwähle­r kämen auf sie zu, berichtet Petra West, die stellvertr­etende Günzburger Ortsvorsit­zende. Damit der Aufwind anhalte, müsse aber „ein gutes Programm“auf die Beine gestellt werden. Zumindest sei „jetzt eine Tür aufgemacht“, findet Kreisrat Werner Gloning. Jahrelang habe die SPD „gegen ihre Prinzipien verstoßen“. Wenn nun „eine konkrete und glaubwürdi­ge Wende hin zu Gerechtigk­eit und zum Markenkern der SPD“gelinge, könne sich vieles zum Besseren wenden.

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Foto: Greta Kaiser Auf Einladung der Ortsvorsit­zenden Simone Riemenschn­eider Blatter (Mitte) sprach Karl Heinz Brunner über den Höhenflug der SPD.

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